Alter Glanz und neue Farbe in Miami
MIAMI. Hipster pilgern nach Wynwood, die High Society nach Coral Gables: zwei Seiten von Miami, die unterschiedlicher nicht sein könnten.
Kommt man auf Miami zu sprechen, spult das Kopfkino für gewöhnlich die altgedienten Bilder ab. South Beach, Ocean Drive, die pastellfarbenen Artdéco-Häuser, die Alligatoren der Everglades. Alles wird zur Institution hier. Wetter und Küche sind karibisch, ebenso das lockere Lebensgefühl der Bewohner. Eine Vielzahl an Spielfilmen haben das Image der Metropole gefestigt.
Ein Glück, dass sich Miami nicht nur auf altem Glanz ausruht. Abseits von South Beach und im Schatten der Skyline liegt Wynwood, ein Viertel, das sich zum neuen Treffpunkt der Kreativ-Wirtschaft Miamis entwickelt hat. Auf den Fassaden der Lagerhallen des ehemaligen Industrieviertels präsentieren Street-Art-Künstler ihre Werke. Galerien, Ateliers, Boutiquen und Bars, die sich in Wynwood in den ehemaligen Fabriken niedergelassen ha- ben, florieren. Natürlich ist alles hoffnungslos hip und ansteckend. Nicht nur die Kunst aus der Dose, auch das Menschen-Gewusel, das hier unablässig nach Selfie-Kulissen Ausschau hält, ist ein Hingucker. Eine Symbiose aus Bild und Betrachter, wie es kein Freilichtmuseum der Welt besser hinbekommen hätte.
Doch wohin, wenn man der Hipster-Masse entkommen möchte? Nicht weit entfernt liegt Coral Gables: gepflegte Rasen, weisse Villen, Synonym für Glanz und Tradition.
Das Wahrzeichen dieser Gegend ist das 5-Stern-Hotel The Biltmore. Ein alter, mediterraner Palast mit 145 Zimmern und 130 Suiten, dem grössten Hotelpool der US-Ostküste, und einem idyllischen Golf-
platz. So gigantisch die Dimensionen, so illuster die Gäste: Früher tanzten hier die Windsors Foxtrott und der berühmte Gangsterboss Al Capone soll einen Mord in Auftrag gegeben haben. Heute sind es die Clintons, Obamas, oder Penélope Cruz, die im Biltmore Ferien machen.