Den Massenschlag am WEF gibts für 32 236 Franken
DAVOS. Ein Hotel verlangt für einen zum Schlafen umfunktionierten Konferenzraum viel Geld – Touristiker sind entsetzt.
In Davos explodieren zum World Economic Forum (WEF) hin die Hotelpreise. Wer gestern auf der Buchungsplattform Booking.com noch eine Unterkunft in der WEF-Woche finden wollte, konnte einen «gemischten Schlafsaal mit 10 Betten» für vier Nächte buchen. Der Preis: 32236 Franken – das sind rund 8000 Franken pro Nacht.
Bei genauem Hinsehen handelt es sich beim Schlafsaal aber um einen Konferenzsaal. Das für das Inserat verantwortliche Hotel Derby sagt auf An- frage, dass man diesen auch als solchen vermieten wollte. Zwar habe man den Raum als Schlafsaal auf Booking.ch platziert, aber nur, um Zugang zum Vermietungsmarkt zu erhalten. Angesichts der Fotos sei ohnehin jedem Interessenten klar, dass es sich dabei nicht um die Ver- mietung eines Massenschlags, sondern eines Konferenzraumes handle.
Der Präsident des Hotellerieverbandes Graubünden, Ernst Wyrsch, kritisiert solche Preise: Die Leute seien sich nicht bewusst, wie rufschädigend eine solche Abzocke für das WEF und die Region Davos sei. Dass das Hotel Derby etwa einen Konferenzsaal als Schlafsaal anpreist, hält Wyrsch für «ein grauenhaftes Verhalten».
Reto Branschi, Direktor der Tourismus-Organisation von Davos-Klosters, betont, dass es während des WEF nicht grossflächig zu Exzessen bei Hotelpreisen komme. Das passiere lediglich bei drei Hotels in Davos. Der Rest der rund 80 Hotels habe einen Vertrag mit dem WEF. «Dieser besagt, dass während des Forums die Zimmerpreise maximal 20 Prozent über dem höchsten publizierten Preis im Jahr liegen dürfen», erklärt Branschi. Für ihn ist der Fall Hotel Derby klar: «Hier will man die letzte Zitrone ohne Ende auspressen.»