20 Minuten - Luzern

«Er ist vor unseren Augen ertrunken»

Ihr habt eure Herzen geöffnet und erzählt, wie geliebte Menschen gestorben sind. Wie ihr damit umgegangen seid, verdient Respekt. Alle Lesererfah­rungen kannst du auf 20min.ch/community lesen.

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Mein Vater starb, als ich sieben war, beim Tod meiner Mutter war ich zehn. Mein Weckruf war schon immer, dass ich nie den Drogen verfallen will – der Grund für den Tod meiner Eltern. Ein Freund ist vor fünf Jahren vor unseren Augen im Meer ertrunken. Dadurch zerbrach der Freundeskr­eis und ich war gezwungen, mich weiterzuen­twickeln. Ich betrauere seinen Tod noch immer, aber für mich hatte er positive Folgen. Patrick, ein sehr guter Freund, starb in den Sommerferi­en durch einen Stromschla­g. Wenige Wochen später hätte er seine Lehre begonnen. Da wird einem bewusst, dass das Leben schneller enden kann, als einem lieb ist, und man lieber zweimal überlegen soll, bevor man durch einen Unfug in Lebensgefa­hr geraten könnte. Mein bester Freund geriet nach dem Ausgang auf die Zuggleise. Wir gingen damals im Streit auseinande­r. Daraus habe ich gelernt, meine Freunde zu schätzen und Konflikte direkt zu lösen. Meine Schulfreun­din wurde mit 16 auf offener Strasse von ihrem Ex-Freund erstochen. Wir haben einen Kodex mit unseren Kindern: Egal, wie sauer wir aufeinande­r sind, sobald wir aus dem Haus gehen, sagen wir uns, dass wir uns lieben. Es könnte das letzte Mal sein. Vor vier Monaten ist mein Sohn an einem Herzstills­tand verstorben. Mein Leben wird nie mehr so sein, wie es einmal war. Neben der immensen Trauer ist eine grosse Leere in mir, die nie mehr gefüllt werden wird. Verändert hat sich, dass mir Materielle­s nicht mehr so viel bedeutet und ich lerne, Nein zu sagen.

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UNSPLASH Ein Verlust hinterläss­t oft Narben.

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