Die Schmerzen sind weg, das Studium muss warten
MELBOURNE. Nach einer Messerattacke bangte Petra Kvitova um ihre Tenniskarriere. Heute Morgen trifft sie in der 3. Runde als Favoritin auf Belinda Bencic.
Petra Kvitova sitzt daheim in Tschechien und lernt für Prüfungen vor. Sie wälzt Bücher über Social Media und Kommunikation, während ihre einstigen Berufskolleginnen in der Hitze von Melbourne um den ersten Major-Titel des Jahres spielen – es fehlte nicht viel, und dieses Szenario wäre heute Realität.
Die zweifache Wimbledonsiegerin war am 20. Dezember 2016 in ihrer Wohnung in Prostejov von einem Einbrecher attackiert worden. Sie schaffte es zwar, Messer und Täter von sich zu stossen, erlitt dabei aber Verletzungen an der linken Schlaghand. Ihr Chirurg beurteilte die Chancen auf eine Rückkehr in den Tenniszirkus als gering. Also begann Kvitova an der Universität Prag zu studieren. Um sich zu beschäftigen und weil sie wusste, «dass ich vielleicht etwas anderes machen muss in meinem Leben».
Die Ärzte leisteten jedoch ganze Arbeit, und Kvitova kämpfte sich zurück. Fünf Monate nach dem Überfall schlug sie am French Open auf, im Juni 2017 feierte sie am Rasenturnier von Birmingham den ersten Turniersieg nach der Messerattacke. Seither sind sechs weitere Titel dazugekommen, der letzte am vergangenen Samstag in Sydney, der 25. ihrer Karriere. Aktuell ist Kvitova die Weltnummer 6.
Schmerzen an der Hand spürt die 28-Jährige keine mehr, die Beweglichkeit ist allerdings etwas eingeschränkt. Auf dem Platz fällt das kaum auf. Kvitova gab in Melbourne in den ersten beiden Partien nur neun Games ab. Auch in Runde 3 gegen Belinda Bencic ist sie favorisiert. Die Uni ist gerade ganz weit weg.