Zugedröhnt und ausgehungert: Über 300 IS-Kämpfer leisten Widerstand
BAGHUS. In Ostsyrien kämpfen über 300 IS-Jihadisten ihren letzten Kampf. Sie haben nichts mehr zu verlieren.
Es sind die letzten Zuckungen des «Kalifats», das die Welt über die letzten Jahre in Angst versetzt hat: Die Syrian Democratic Forces (SDF) setzen mit Unterstützung von US-Kampfjets ihre Offensive auf das Schrumpfgebiet der Extremisten des Islamischen Staates fort. In der letzten Woche waren über 10 000 IS-Familien aus der Kleinstadt Baghus geflohen, Hunderte IS-Kämpfer ergaben sich.
Aber für einige HardcoreIslamisten ist Aufgeben keine Option. Ihre Zahl wird auf zwischen 300 und 1000 Mann geschätzt. «Noch sind wir nicht ins Zentrum von Baghus vorgerückt», berichtet ein Kommandant der kurdischen Volksverteidigungseinheiten YPG von der Front. Der letzte SDF-Vormarsch wird durch die unzähligen Minen und Spreng- fallen erschwert, die die Islamisten auf Feldern und Strassen gelegt haben. Hinzu kommen die Tunnelsysteme, die die Jihadisten in dem Gebiet im Euphrattal über die Jahre angelegt haben.
Die verbleibenden IS-Jihadisten haben nichts mehr zu verlieren. Haschisch, Heroin, Kokain und Aufputschpillen: Zahlreiche SDF-Soldaten sowie direkt aus Baghus geflohene Personen berichten 20 Mi- nuten von weitverbreitetem Drogenkonsum unter den Extremisten. Längst sind ihnen die Nahrungsmittel ausgegangen. Die Versorgungslage der IS-Kämpfer und ihrer Familien ist in den letzten Wochen derart prekär geworden, dass es zu pragmatischen Deals gekommen sein soll: Vom IS gefangene SDF-Soldaten gegen Essen.
Auch geht das Gerücht um, dass ein Tunnel der Jihadisten von Baghus bis zur nahen irakischen Grenze in die Provinz Anbar reichen soll. Durch diesen soll der selbsternannte Kalif und IS-Chef Abu Bakr alBaghdadi schon seit geraumer Zeit geflohen sein.
Es dürfte nur noch wenige Tage dauern, bis die SDF ihren Sieg über das letzte Gebiet des IS in Syrien verkünden.