20 Minuten - Luzern

Darum verprügeln sich Gangs für «Ghetto-Ehre»

SPREITENBA­CH. Im Shoppi Tivoli artete eine Massenschl­ägerei aus. Spreitenba­cher und Dietiker erzählen, warum.

- MONIRA DJURDJEVIC

ZÜRICH. Hochhäuser und Gewerbezon­en dominieren Dietikon und Spreitenba­ch. Die Arbeitslos­enquote ist hoch, der Ausländera­nteil auch. 30 Jugendlich­e kämpften am Sonntag um die Ehre der Städte. Wieso sind sie so stolz auf ihren Wohnort, dass sie dafür sogar zustechen? «Wir haben den schönsten Bahnhof. Und unser Zusammenha­lt ist unglaublic­h stark», sagt ein Dietiker.

Triste Betonbaute­n prägen das Bild von Spreitenba­ch AG. In der 11000-Einwohner-Gemeinde gilt vor allem das LängackerQ­uartier als das Ghetto. Eine Multikulti-Gegend aus lauter Wohnblöcke­n. Gleich daneben liegt das Einkaufsze­ntrum Shoppi Tivoli – seit Samstag bekannt für eine Massenschl­ägerei unter 30 Jugendlich­en. Ein 15-Jähriger aus Dietikon ZH wurde dabei verletzt. Sein Kontrahent, ein 16-Jähriger aus Spreitenba­ch, hatte ihn mit einem Messer attackiert. Auslöser der Schlägerei soll ein Meme auf Snapchat gewesen sein, in dem es hiess, dass Spreitenba­ch die Bronx der Schweiz sei. Die Jugendlich­en aus Spreitenba­ch sind stolz auf ihren Ort: «Der Zusammenha­lt ist stark. Man schaut zueinander und hilft sich gegenseiti­g», sagt eine Gruppe von zwölfjähri­gen Mädchen. Solange man nicht provoziere, passiere nichts. Eine Provokatio­n könne etwa sein, wenn man die Mutter eines anderen beleidige (siehe unten).

Weniger Hochhäuser, dafür die gleiche Trostlosig­keit wie in Spreitenba­ch: In der 27000-Ein-

wohner-Stadt Dietikon gilt der Bahnhof als der Treffpunkt der Jugendlich­en. In der Nähe des Gefängniss­es Limmattal verbringen sie ihre Freizeit. Adel El Bendari (42) arbeitet beim Brezelköni­g am Bahnhof Dietikon: «Die Jugendlich­en sind oft am Wochenende hier. Sie rauchen, saufen und randaliere­n. Auch Schlägerei­en sind keine Seltenheit.» Kürzlich habe er einen Jugendlich­en ermahnt, nicht gegen die Tür der Toilette zu treten: «Dem war das egal. Die sind noch stolz auf ihre Taten.» Die Massenschl­ägerei in Spreitenba­ch habe ihn deshalb nicht verwundert: «Man hat so etwas erwartet. Irgendwann musste es ausarten.»

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20M Multikulti: In Dietikon beträgt der Ausländera­nteil 44,4 Prozent.
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20M 20M 20M gend. Bahnhofsge Triste Bahnhof Dietikon. m. Stadtzentr­u Im
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20M Ghetto? In Spreitenba­ch reiht sich Wohnblock an Wohnblock, Grünfläche­n gibt es kaum.
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20M 20M 20M h. Spreitenba­c Graffitiin dominieren. Hochhäuser Dorfbild. Grau prägt das

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