Frauenschwingen findet immer mehr Beachtung
ZÜRICH. Dass auch Frauen im Sägemehl kämpfen, ist kaum bekannt. 20 Minuten hat eine Schwingerin begleitet.
Über 800 Zuschauer versammelten sich am Samstag in Uezwil AG, um rund 130 Frauen und Mädchen beim Schwingen zuzuschauen. Die Stimmung ist familiär, das Gelände überschaubar. Der Kontrast zu den Männern könnte nicht grösser sein. Deren Eidgenössisches Schwingfest zählt bis zu 300000 Zuschauer, die SBB organisiert Sonderzüge.
«Noch immer wird Frauenschwingen nicht von allen akzeptiert», sagt Natalie Siffert, Sprecherin des Eidgenössischen Frauenschwingverbandes. Es sei teils nicht einfach, Organisationen für die Schwingfeste und Sponsoren für die Siegerinnen-Kränze zu finden. «Vor wenigen Jahrzehnten mussten Mädchen, die sich fürs Schwingen begeisterten, noch heimlich im Keller trainieren.» Doch Frauenschwingen finde zunehmend Beachtung. Mittlerweile komme es gar vor, dass Schwingerinnen mit den Männern trainieren könnten. «Jedes Jahr zählt unser Verband rund 10 bis 15 neue Mitglieder. Das freut uns sehr», sagt Siffert.
Eine Schwingfest-Teilnehmerin in Uezwil ist Michelle Brunner (21), Zimmermann – «eigentlich Zimmerin, aber das kennt keiner», sagt sie. Mit neun Jahren entdeckte sie das Schwingen. Der Sport gebe ihr Selbstbewusstsein und mache sie mutiger. «Es wäre schön, mehr Zuschauer zu haben, doch eifersüchtig auf die Männer bin ich nicht. Schliesslich schwinge ich aus purer Leidenschaft.» Zudem schätze sie die familiäre Atmosphäre unter den Schwingerinnen. Auch würde Michelle mehr Mitschwingerinnen begrüssen: «Viele Mädchen trauen sich einfach nicht, ins Sägemehl zu steigen.» Für die 21-Jährige endet der Tag positiv: Sie gewinnt das Schwingfest und wird von Konkurrentinnen freundschaftlich in die Höhe gestemmt.