Mädchen (11) wusste nicht, wo schlafen
LUZERN. Eine Mutter und ihre traumatisierte Tochter (11) erhielten in Luzern Kirchenasyl. Dennoch wurden sie abgeschoben.
Die Pfarrei St. Leodegar der Katholischen Kirche Luzern gewährte einer Tschetschenin (53) und ihrer Tochter (11) Kirchenasyl. «Damit wollte die Pfarrei verhindern, dass die beiden im Rahmen des Dublinverfahrens ein zweites Mal nach Belgien überstellt werden», teilte die Kirche am Montag mit. Doch die Kirche kann ihnen nicht mehr länger Schutz bieten: Am Montag wurden die Mutter auf der Strasse und die Tochter vor ihrer Schule von der Polizei abgeholt. Alles Intervenieren der Pfarrei nützte nichts: Bereits gestern seien sie nach Belgien geflogen worden, so das Staatssekretariat für Migration. In Belgien hatte die Frau ihren ersten Asylantrag in Europa gestellt; ihr letzter Antrag in der Schweiz wurde laut «Luzerner Zeitung» abgelehnt, die Wegweisung rechtskräftig. Laut Pfarrei hat sich die Frau gestern Morgen per WhatsappMitteilung aus Belgien gemeldet. Es sei noch ungewiss gewesen, ob sie eine Unterkunft für die Nacht haben würden.
Seit rund acht Jahren sind Mutter und Tochter nun laut Kirche auf der Flucht. Ein erstes Mal seien sie 2018 freiwillig aus der Schweiz zurück nach Belgien gegangen, dort entgegen einer Abmachung sich selber überlassen worden. Deshalb seien sie zurückgekommen. Kirchenvertreter fürchten vor allem, dass sie weiter nach Tschetschenien abgeschoben werden. Dabei ist das Mädchen laut Kirche von Erlebnissen in Tschetschenien traumatisiert. «Eine erneute solche traumatisierende Erfahrung ist unzumutbar», so Kirchenvertreter.