Dürfen Nazi-Relikte im Netz verkauft werden?
ZÜRICH. Ein Nazi-Schild landet auf Ricardo zum Verkauf – wie kann das sein?
Ein Schild aus der Hitlerzeit für 799 Franken: So lautet das Angebot auf Ricardo. Es handle sich nicht um NS-Propaganda, heisst es. Doch klar erkennbar sind der Reichsadler samt Hakenkreuz sowie der Schriftzug «Blut und Boden». Es handelt sich um ein Amtsschild des Reichnährstandes – einer Organisation der Agrarwirtschaft und Agrarpolitik im Deutschen Reich. Ricardo hat das Angebot inzwischen gelöscht. Es widerspreche den AGB zu nationalsozialistischen Inhalten. Generell werde auf Ricardo keine Art von Diskriminierung oder Rassismus geduldet. Inserate werden darum täglich manuell und mit automatisierten Systemen überprüft. Doch nicht jedes Angebot wird sofort entdeckt. Darum will Ricardo die Kontrollen künftig verschärfen. Ricardo gehört wie 20 Minuten zur TX Group.
Immer wieder werden NaziDevotionalien öffentlich verkauft. So ersteigerte 2019 ein Mann mehrere Gegenstände, darunter einen Zylinder von Adolf Hitler, in Genf. Er kaufte diese, damit sie nicht für Propagandazwecke der Neonazis verwendet werden. «Leider nützt das oft nichts, weil zu viele solche Objekte im Umlauf sind», sagt Samuel Althof, Leiter der Schweizer Fachstelle für Extremismus und Gewaltprävention. Nicht nur Neonazis besitzen laut Althof
Gegenstände aus der NS-Zeit. Es gebe auch Privatpersonen, die solche Objekte im Keller fänden. Dabei sei der Markt für Nazi-Devotionalien in der Schweiz im Vergleich zum Ausland eher klein. Verboten ist das Verkaufen und Kaufen von Nazi-Gegenständen in der Schweiz aber nicht. «Mein Kampf» von Hitler kann hierzulande also erworben werden. «Wer aber öffentlich rassistische Inhalte daraus vorliest, erfüllt den Straftatbestand von Art. 261 des StGb, die sogenannte Diskriminierungsstrafnorm, und macht sich damit strafbar», so Althof.