«Eriksens Überlebenskampf wird gezeigt, ein Flitzer nicht!»
ZÜRICH. Wegen des Flitzers im EM-Final muss die Uefa viel Kritik einstecken. Zwei Experten über die Haltung des Fussballverbands.
SRF-Mann Sascha Ruefer war ganz im Element. «Dieser Flitzer ist Weltklasse! Zwei Ordner rennen sich gegenseitig über den Haufen», kommentierte Ruefer unter anderem das Geschehen im Wembley-Stadion auf SRF zwei. Die Szenen lebten von Ruefers Kommentaren, TVZuschauer sahen nur Spieler in der Nahaufnahme, die dem Spektakel zuschauten. Gestern hagelte es in England Kritik an dieser Übertragung. Auch wegen des Dramas um DänemarkStar Christian Eriksen. «Einen Mann, der um sein Leben kämpft und seine weinende Ehefrau = volle Berichterstattung mit Zoom auf die Wiederbelebung. Ein Flitzer im Final = wird rausgeschnitten. Euer Ernst?», so ein Vorwurf.
Das weltweite Signal für die TV-Stationen kommt von der Uefa – und die gibt Flitzern keinerlei Plattform. «Den Spielleitern wird empfohlen, die Übertragung solcher Vorfällen zu vermeiden, um ein solches Verhalten nicht zu fördern und diesem eine Plattform zu bieten», hiess es gestern bei der Uefa.
«Das ist ein billiges Argument. Dieses Wir-wollen-keineNachahmer produziert eben am Ende genau das», kontert Medienund Kommunikationsexperte Marcus Knill. Eine volle Zensur sei ohnehin nicht mehr möglich, da Zuschauende im Stadion mit Smartphones die Aufnahmen selbst machen könnten. «Die Uefa zeigt nur das, was sie zeigen möchte. Sie betreibt in dem Moment Maulkorbpolitik.»
Die Uefa beschneide die Medien in ihrer Pflicht, diese müssten Fakten richtig und ungefiltert darlegen.
Guido Keel, Leiter des Instituts für Angewandte Medienwissenschaft an der ZHAW, sieht es aber anders: «Die Argumentation der Uefa bezüglich der Nachahmung ist für mich plausibel.» Und das Argument, dass die Bilder mit Handys sowieso verbreitet würden, hält Keel für nicht korrekt. «Es macht einen Unterschied, ob es ein Smartphonevideo ist oder ob es die TV-Kamera in die Welt sendet.» Als Veranstalterin könne die Uefa entscheiden, was sie bringen möchte und was nicht – doch das bringe auch ethische Verpflichtungen mit sich.
Einig sind sich Keel und Knill aber im Punkt, dass Ruefer mit seinem Beitrag alles richtig gemacht habe.