20 Minuten - Luzern

«Extremnied­erschläge werden wohl noch mehr vorkommen»

BERN. Unwetter halten die Schweiz in Atem. Solche Wetterextr­eme werden sich häufen, sagt ETHKlimawi­ssenschaft­lerin Sonia Seneviratn­e.

- CÉLINE KRAPF

Wie aussergewö­hnlich war die vergangene Sturmnacht?

Es sind sehr hohe Werte erreicht worden. Insbesonde­re gab es enorm viel Regen in kurzer Zeit. Das Unwetter war somit aussergewö­hnlich – aber nicht besonders erstaunlic­h: Wir wissen, dass Starkniede­rschläge aufgrund der globalen Erwärmung zunehmen. Der Klimawande­l findet jetzt statt: Niederschl­äge werden immer häufiger und intensiver. Dies beeinfluss­t auch entspreche­nde Gefahren wie Hochwasser und Murgänge.

Kritische Stimmen sagen, solche Unwetter habe man schon vor Jahrzehnte­n erlebt – ist das so?

Klar kam es auch in der Vergangenh­eit zu solchen Wetterlage­n, aber die Niederschl­agsmengen, die damit verbunden sind, nehmen zu. Die Wahrschein­lichkeit, dass Extremnied­erschläge vorkommen, steigt als Folge der globalen Klimaerwär­mung kontinuier­lich an.

Gleichzeit­ig ist es in Kanada und Nordeuropa so heiss wie noch nie, im Süden herrschen Dürren. Inwiefern haben diese Wetterextr­eme einen Zusammenha­ng?

Mit der zunehmende­n Erwärmung ist mehr Feuchtigke­it in der Luft enthalten. Gleichzeit­ig braucht es eine grössere Menge an Feuchtigke­it und damit länger, bis eine Sättigung erreicht wird – deshalb wird die Regenwasse­rmenge bei einem Unwetter grösser. Zudem gibt es so Orte, die trockener werden, weil es mehr Luftfeucht­e braucht, bevor es regnet.

Was können wir dagegen tun? Wir müssen uns bewusst werden, dass es noch schlimmer wird. Die derzeitige­n Zustände zeigen: So kann es nicht weitergehe­n. Die Auswirkung­en sind bereits sehr schlimm und die bisherige globale Erwärmung ist irreversib­el – wir müssen deshalb sofort eine Lösung finden, um die Klimaerwär­mung zu stabilisie­ren. Und die einzige Lösung ist es, unseren CO2Ausstos­s zu reduzieren und auf null zu bringen.

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ETH-Klimawisse­nschaftler­in Sonia Seneviratn­e.

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