Trotz Pandemie keine Zunahme der Suizide
BERN. Massnahmenkritiker befürchten seit Anfang der Pandemie einen Anstieg der Suizide. Mehrere Kantone haben nun ihre Zahlen veröffentlicht.
Eines der Hauptargumente der Massnahmenkritiker lautet, die harten Massnahmen und Lockdowns würden zu mehr Suiziden führen. Die Zahlen aus den Kantonen Schwyz und Aargau sind bereits veröffentlicht und zeigen keinen Anstieg. Zwar stehen definitive schweizweite Zahlen noch aus. Doch eine neue BAG-Studie deutet darauf hin, dass es auch national 2020 nicht mehr Suizide gegeben hat als in den Vorjahren. Die Rate ist gar leicht gesunken. Die polizeiliche Kriminalstatistik erfasste für das vergangene Jahr 1013 Suizide – im Vergleich zum Vorjahr 4,4 Prozent weniger.
Laut Dominique de Quervain, Professor für kognitive Neurowissenschaft an der Uni Basel, sind die Suizidzahlen mit Vorsicht zu interpretieren: «Die Datenlage ist noch nicht klar genug, um eine gesicherte Aussage machen zu können. Dafür braucht es die verlässlichen Zahlen des Bundesamts für Statistik (BFS).» Auch die BAG-Studie stellt fest, man müsse für eine endgültige Beurteilung die Zahlen des Bundesamts für Statistik abwarten. Diese werden jedoch erst ab Dezember 2022 verfügbar sein. Das stört SVPNationalrat Lars Guggisberg: «Ich hätte mir gemeinsam mit den Corona-Fallzahlen auch eine wöchentliche Veröffentlichung der Zahlen zur psychischen Gesundheit gewünscht.»
Der Zuständige für Vitalstatistik und Epidemiologie beim BFS, Rolf Weitkunat, sagt, dass man dieses Jahr speziell auf eine Beschleunigung hinarbeite: «Die Codierung der Todesursachen für ein Jahr ist bei einer Grössenordnung von rund 70 000 Todesfällen ein sehr aufwendiger Prozess. Derzeit ist unser Codierteam noch mit der Codierung des Jahres 2019 beschäftigt.» Man arbeite jedoch mit Hochdruck daran, den Prozess zu beschleunigen.