Spritzenbilder schrecken laut Experten von Impfung ab
BERN. Ein Infektiologe kritisiert, dass das Fernsehen zu oft zeige, wie Menschen geimpft werden. Auch die Impfkommission teilt diese Bedenken.
Impfzentren geht die Arbeit mangels Nachfrage bereits aus – in TV-Beiträgen dagegen wird die Nadel so oft angesetzt wie noch nie. Infektiologe Andreas Widmer hält das für problematisch: «Jedes Mal wird im wahrsten Sinne des Wortes zugestochen.» Widmer stellt fest, dass sich dies negativ auf die Impfbereitschaft auswirkt. «Ich erhielt Rückmeldungen von Leuten, die klagen, dass ihnen wegen dieser Pikserei fast schlecht werde, sodass sie sich lieber nicht impfen lassen wollen.» Zu einem ähnlichen Schluss kam kürzlich eine Angestellte in einem Basler Impfzentrum. Gerade junge Menschen reagierten sensibel auf die TV-Illustrationen, so dass diese sie von der Impfung abschreckten, sagte sie.
Die Eidgenössische Kommission für Impffragen teilt die Bedenken. «Für Leute, die mit der Vorstellung eines Stichs Schwierigkeiten haben, können Impfszenen am Fernsehen unangenehm sein», sagt Präsident Christoph Berger. Diese Szenen brauche es gar nicht. «Die BAGKampagne zum Beispiel arbeitete mit einem Pflaster. Das ist ein klügeres Sujet.»
Dem Schweizer Radio und Fernsehen SRF ist die Kritik bekannt. «Bei unserem Kundendienst gehen derzeit in sehr unregelmässigen Abständen einzelne wenige Feedbacks von Zuschauenden ein, die Mühe mit den beschriebenen Szenen haben», sagt Sabrina Hübner, Newsroom-Verantwortliche bei der Chefredaktion Video. SRF sei sich bewusst, dass es Personen
gebe, denen der Anblick einer Injektion mit einer Spritze Mühe bereite. «Aus diesem Grund bemühen wir uns seit längerer Zeit – sowohl im TV als auch in unseren Webvideos – weniger solche Impfszenen zu zeigen», sagt Hübner.