Kein Ben & Jerry’s mehr im Westjordanland
JERUSALEM. Ben & Jerry’s Entscheid wird in Israel scharf kritisiert, es ist gar von einer «schändlichen Kapitulation» die Rede.
Der US-Glacehersteller Ben & Jerry’s stellt seinen Verkauf in israelisch besetzten Gebieten im Westjordanland und Ostjerusalem ein. Das im US-Staat Vermont ansässige Unternehmen, das zum Unilever-Konzern gehört, teilte mit, eine Verkaufstätigkeit in israelisch besetzten Gebieten sei mit seinen Werten nicht vereinbar. Es erkenne damit die «von unseren Fans und zuverlässigen Partnern geteilten Bedenken» an. Im Juni hatte eine Gruppe «Vermonter für Gerechtigkeit in Palästina» Ben & Jerry’s aufgefordert, die «Komplizenschaft mit der israelischen Besatzung und Verstössen gegen palästinensische Menschenrechte» zu beenden.
Die Lizenz für den israelischen Partner, der die Eiscreme für Israel und die Region herstelle, werde nach dem Ende des Jahres nicht erneuert, so das Unternehmen. In Israel solle sie aber in einem neuen Arrangement weiter angeboten werden. Die Dachorganisation jüdischer Siedler, der JeschaRat, erklärte, es gebe «keine Notwendigkeit, Produkte von Firmen zu kaufen, die Hunderttausende israelische Bürger wegen des Ortes boykottieren, an dem zu wohnen sie sich entschieden haben». Der israelische Aussenminister Jair Lapid sprach von einer «schändlichen Kapitulation» von Ben & Jerry’s «vor Antisemitismus, BDS und allem Schlechten im antiisraelischen und antijüdischen Diskurs».
BDS – Boykott, Desinvestitionen und Sanktionen – ist eine palästinensisch geführte Bewegung gegen die israelische Siedlungspolitik in besetzten, nicht zu Israel gehörenden Gebieten. Sie vergleicht sich mit der Bewegung, die im 20. Jahrhundert gegen das Apartheidsystem in Südafrika kämpfte. Sie begrüsste die Entscheidung von Ben & Jerry’s. Und eine arabische Abgeordnete im israelischen Parlament, Aida Tuma-Sliman, sprach von einer «angemessenen und moralischen» Entscheidung.