Verschimmelter Broccoli – Restaurant sofort geschlossen
HERISAU. Ein Restaurant in Herisau musste sofort zugemacht werden – das sagen Experten zu solchen Fällen.
Wegen schimmligem Broccoli und gammligem Mozzarella musste ein Gastrobetrieb im Kanton Appenzell Ausserrhoden am vergangenen Donnerstag temporär schliessen. Der Fall empört die Bevölkerung: «Ich wüsste gern, welches Restaurant das ist. Sonst sind diese auch angeschrieben, wenn sie so geschlossen wurden», sagt Markus Lux (40) in Herisau. Es sei ein Skandal, dass dieser Wirt oder diese Wirtin weiterhin arbeiten dürfe, heisst es auch bei Leserinnen und Lesern.
«Nur wenn der Betrieb in äusserst desolatem Zustand ist, muss er sofort geschlossen werden», erklärt Otmar Deflorin, Präsident des Verbands der Kantonschemiker der Schweiz (VKCS) und Amtsvorsteher des kantonalen Laboratoriums Bern. Kantonal habe diese Massnahme 2020 bei 7000 Inspektionen nur viermal ergriffen werden müssen. Ähnlich klingt es in den Kantonen St.Gallen und Zürich. Dennoch hören sich einzelne Fälle unglaublich an. Einer davon ist im Zürcher Jahresbericht beschrieben: In einem Betrieb seien «eimerweise ungekühlt verschimmelte Lebensmittel» herumgestanden, «deren eigentliche Beschaffenheit aufgrund der Verderbnis kaum noch zu erkennen war».
Und im Kanton Bern wurden laut dem Jahresbericht 2020 in einem Schlachtbetrieb «unhaltbare, desolate und unhygienische Zustände festgestellt». Unter anderem sei eine Tiefkühltruhe mit 150 Kilo Fleisch entdeckt worden, sie sei seit Monaten ausser Betrieb gewesen.
Fachpersonen sprechen sich dennoch gegen einen Pranger aus: Die Bekanntgabe der Betriebe mit Mängeln sei nicht zielführend, die Berichte seien nur Momentaufnahmen. Bei mangelhaften Betrieben würden die Mängel oft direkt behoben – so seien sie zum Zeitpunkt der Berichterstattung nicht mehr zutreffend. Und für den Branchenverband Gastro Suisse kann ein Pranger «zum Beispiel nach einem Betreiberwechsel schaden». Die risikobasierten Lebensmittelkontrollen hätten sich bewährt.