63-Stunden-woche für gewisse Berufe
Bundesrat Guy Parmelin legt beim Arbeitszeitgesetz einen «Kompromiss» vor.
63 Stunden arbeiten pro Woche – und das völlig legal: Dies will Wirtschaftsminister Guy Parmelin für Steuerberater, Kommunikationsfachleute, Unternehmensberater oder Wirtschaftsprüfer ermöglichen. Das Thema auf die Agenda gebracht hatte der ehemalige MitteStänderat Konrad Graber. Er wollte noch weiter gehen und gar für alle leitenden Arbeitnehmenden die bestehenden Schranken der Höchstarbeitszeit ausnehmen. Sein Hauptargument: Die aktuelle Arbeitszeitenregelung stamme noch aus der Zeit der Industrialisierung und führe dazu, dass etwa Google Arbeitsplätze aus der Schweiz nach London abgezogen habe.
Der Widerstand gegen Grabers Idee und den vom Ständerat ausgearbeiteten Gesetzesentwurf war jedoch so gross, dass der Ständerat das Geschäft auf die lange Bank schob. Jetzt zeichnet sich aber eine Lösung ab: Die 63Stundenwoche soll möglich sein, jedoch nur für ausgewählte Berufe. Sonntagsarbeit nur sechsmal im Jahr, die maximale Anhäufung von 170 Überstunden pro Jahr bleibt bestehen. Und ein Arbeitstag darf maximal 15 Stunden dauern. Diese Ideen hat das Seco eingebracht, nachdem die Sozialpartner im Januar an einem Runden Tisch Varianten diskutiert hatten. Doch auch dieser Kompromissvorschlag sorgt für Unverständnis.
Gewerkschaftskreisen geht er zu weit, Wirtschaftsverbände hingegen kritisieren, dass er
zu eng gefasst sei. Es werde ein «extrem dereguliertes Arbeitszeitregime noch weiter dereguliert, um Personal zu sparen», so der Schweizerische Gewerkschaftsbund (SGB). «Es würde zu mehr Erkrankungen, mehr Burnouts, mehr Kosten für die Allgemeinheit und zu unzufriedeneren Arbeitnehmenden führen.»