Ein verurteilter Islamist unterrichtet Kinder – «Behörden haben versagt»
SCHAFFHAUSEN. Ein verurteilter Jihadist gibt in einer Schaffhauser Moschee Koranunterricht. Das geht einigen viel zu weit.
In der Moschee des Islamischen Kulturvereins Schaffhausen in Neuhausen am Rheinfall gibt der 35-jährige Iraker Osamah M.* regelmässig Arabisch- und Koranunterricht. Daran nehmen auch Kinder und Jugendliche teil, wie die «Weltwoche» berichtete. Islamismusexpertin Saïda Keller-messahli findet es «absolut stossend»: «Der Mann erhält die Möglichkeit, Kinder und Jugendliche mit seiner extremistischen Ideologie zu beeinflussen. Das ist sehr gefährlich.» Sie sehe den Fehler bei den Schaffhauser Behörden.
Auch Önder Günes, Sprecher bei der Föderation Islamischer Dachorganisationen Schweiz (FIDS), sagt klar: «Personen mit solchen Gesinnungen dürften in unseren Moscheen nicht unterrichten, da würden wir nicht mal eine strafrechtliche Verurteilung abwarten.» Der besagte Verein gehört laut Günes nicht zu den Fids-mitgliedern und ist auch keinem Dachverband der FIDS angeschlossen.
M., der jetzt in Schaffhausen lebt und einen anderen Namen angenommen hat, wurde 2014 verhaftet. Die Anklage warf ihm unter anderem Anschlagspläne, Propagandaverbreitung und Teilnahme am Islamischen Staat (IS) vor. Das Bundesstrafgericht verurteilte ihn 2016 zu vier Jahren und acht Monaten Haft. Das Bundesamt für Polizei (Fedpol) verfügte eine Ausweisung verbunden mit einer unbeschränkten Einreisesperre. Doch der Iraker blieb in der Schweiz – weil ihm in seinem Herkunftsland Folter und Tod drohen könnten. Wie es beim Fedpol auf Anfrage heisst, ist man laufend im Austausch mit kantonalen und nationalen Sicherheitsbehörden.
Beim Islamischen Kulturverein Schaffhausen hat gestern niemand auf eine Anfrage reagiert.