Modediagnose ADHS – der Konsum von Ritalin steigt um die Hälfte
BERN. Die Krankenkassen berichten von Rekordzahlen bei Verschreibung von Adhs-medikamenten. Experten schlagen Alarm.
Impulsivität, übersteigerter Bewegungsdrang und Konzentrationsschwäche: Weisen Kinder und Erwachsene solche Symptome auf, ist die Adhs-diagnose nicht mehr weit entfernt, wie aus einer Analyse der Swica hervorgeht. Nun schlagen Krankenkassen Alarm: Noch nie wurden in der Schweiz mehr ADHSMedikamente verschrieben als jetzt. Zum Vergleich: Vor fünf Jahren liessen sich knapp 50 Prozent weniger Menschen mit Ritalin oder ähnlichen Wirkstoffen behandeln als im Jahr 2021. Dies bestätigten mehrere Krankenkassen gegenüber 20 Minuten.
Eine der Ursachen für diesen Anstieg ist laut Thomas Müller von der Schweizerischen Fachgesellschaft
ADHS der Leistungsdruck in unserer Gesellschaft: «Die Gesellschaft hat es nötig, sich mit Medikamenten zu optimieren.» Dabei würden sich Erwachsene oder die Eltern der Kinder mit ADHS vielfach gegen eine medikamentöse Behandlung aussprechen. «In den allermeisten Fällen ist die Behandlung mit Medikamenten aber gerechtfertigt», so Müller.
Doch laut dem Experten gibt es auch Fehldiagnosen. Diese entstünden durch die enorme Anzahl von Abklärungen. «Es lassen sich heute viel mehr Menschen auf ADHS untersuchen als noch vor 15 Jahren», sagt Müller. Denn auch die Sensibilisierung für die Störung führe zu den vielen ADHSDiagnosen in der Schweiz. Die Störung sei zu einer Modekrankheit geworden. Mitverantwortlich für die Sensibilisierung der Krankheit seien nicht nur Radio und Fernsehen, sondern auch Social Media. Das zeigt auch ein Blick auf die Videoplattform Tiktok. Dort ist ein regelrechter ADHS-HYPE auszumachen. In diversen Videos berichten junge Menschen darüber, wie sie ihre Adhs-erkrankung bemerkt hätten.