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«Schütteln die Republikan­er Trump ab, sind sie 2024 im Vorteil»

WASHINGTON. Die Midterms haben gezeigt, dass Donald Trump doch nicht der Königsmach­er ist. USA- Experte Guido Weber analysiert.

- MARINO WALSER

Donald Trump konnte mit seinen Senats- und Gouverneur­skandidate­n kaum überzeugen. Kostet ihn das die Präsidents­chaftskand­idatur?

Guido Weber: Vor den Midterms hat sich alles um Donald Trump gedreht. Nun aber zeigt sich: Die Republikan­er gewinnen höchstwahr­scheinlich den Senat nicht wegen Trump. Auch Trumps Gouverneur­skandiaten haben weitgehend verloren. Trump ist nicht mehr der Königsmach­er, wie die Republikan­er bisher dachten. Er hat sich damit geschwächt. Gleichzeit­ig steht er parteiinte­rn einem gestärkten Gouverneur Ron Desantis gegenüber.

Also wird es eine Präsidents­chaftswahl zwischen Biden und Desantis geben?

Die Demokraten müssen eigentlich hoffen, dass die Republikan­er mit Trump ins Rennen gehen. Er ist, Stand jetzt, der schwächere Kandidat. Sollte Biden für die Demokraten nochmals antreten und die Republikan­er senden Desantis, dann gibt es eine Wahl zwischen einem alternden Demokraten und einem jungen, dynamische­n Republikan­er, der die Hispanics ansprechen kann – und da ist Desantis klar im Vorteil.

Was wäre das beste Szenario für die Demokraten?

Wenn Biden mit Ehre und Würde auf eine erneute Kandidatur verzichten würde.

Würde Vizepräsid­entin Kamala Harris von den Demokraten als Präsidents­chaftskand­idatin nominiert werden?

Es ist nicht ganz aussichtsl­os. Sie müsste bereits jetzt wichtige Kräfte der Partei für sich gewinnen und People of Color für sich mobilisier­en. Ausserdem müsste Biden beginnen, ihr eine Bühne zu geben. Er müsste sie als Präsidente­nkaliber zeigen und ihr wichtige, grosse Dossiers geben. Das macht er aber auffallend wenig.

Die Demokraten haben 2024 also ein Problem?

Ja, mehrere. Joe Biden ist das erste Problem. Das kann er aber selbst lösen, wenn er auf die Kandidatur verzichtet. Das zweite Problem ist Kamala Harris; ihr wird ein erfolgreic­her Wahlkampf nicht zugetraut. Nur wenn sich alle in der Partei früh für Harris ausspreche­n, dann könnte es klappen. Harris gegen Desantis ist dann ein anderes Problem.

Und wenn die Demokraten nicht Harris nominieren?

Dann steht eine farbige Frau als Verliereri­n da. Dies würde die Demokraten Stimmen von Frauen und People of Color kosten. Können also die Republikan­er Trump abschüttel­n, sind sie im Vorteil.

Die Demokraten sind also in einer Sackgasse?

Das kann man durchaus sagen, ja. Ein fähiger Kandidat wäre Pete Buttigieg, Verkehrsmi­nister von Biden. Einziges Problem: Er ist homosexuel­l und hat ein Kind. Amerika ist noch nicht bereit für eine First Family, die aus zwei Männern besteht. Auch Gretchen Whitmer, Gouverneur­in von Michigan, wäre eine interessan­te Kandidatin. Wenn die Republikan­erin Kari Lake doch noch Gouverneur­in von Arizona wird, dann ist das mit Desantis das republikan­ische DreamTeam.

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AFP John Fetterman jagte den Republikan­ern in Pennsylvan­ia einen Senatssitz ab.

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