20 Minuten - Luzern

«Manchmal hatte ich Angst vor ihr»

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Ein kosovarisc­her Familienva­ter (65) und seine vier Söhne stehen seit Montag vor Gericht. Sie sollen über 16 Jahre hinweg im Berner Jura vier Frauen aus dem Kosovo misshandel­t haben. Gestern wurden die Söhne, die mit den Klägerinne­n verheirate­t waren, vernommen. Laut dem Richter droht ihnen allen im Fall einer Verurteilu­ng ein Landesverw­eis.

Zuerst sprach der jüngste Sohn. Er gab zu, seine Frau beleidigt und ihr Handy überwacht zu haben. «Ich wollte wissen, mit wem sie sprach.» Zudem warf er ihr Gewalt vor: «Sie hat mich und die Kinder geschlagen.» Sie habe einen «hitzigen» Charakter. «Manchmal hatte ich Angst vor ihr.»

Der Dritte bestritt alles. Das Handy seiner Frau habe er normalerwe­ise nicht kontrollie­rt. «Als ich auf die Aufforderu­ng meiner Schwägerin jedoch einmal nachschaut­e, fand ich auf ihrem Telefon Liebesbrie­fe an einen anderen Mann.» Das habe ihm sehr wehgetan.

Die Frau des vierten Angeklagte­n habe oft schlecht über ihn gesprochen, weil er keine gute Arbeit gehabt habe. Auch habe sie den Kindern Schuhe angeworfen und sie mit dem Griff eines Messers geschlagen. Das habe ihn wütend gemacht. Und: «Sie hat das Haus immer mit mir verlassen. Ich gab ihr Geld, um Kleider zu kaufen.»

Der letzte Angeklagte sei von Sozialhilf­e abhängig und habe kein Geld, um Unterhalt für seine Kinder zu zahlen. Er sagte, dass er mehr auf die Wünsche seiner Frau hätte achten sollen. Und er hatte Tränen in den Augen, als er sagte, er habe sie sehr geliebt. «Aber jetzt, so wie sie mich behandelt, liebe ich sie nicht mehr.»

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Die Beschuldig­ten in Moutier.

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