«5000 Fr. sind nicht für alle realistisch»
Der Schweizerische Gewerkschaftsbund (SGB) will einen Mindestlohn von 5000 Franken für Ausgelernte. Ein Viertel aller Berufstätigen mit einer Lehre verdiene weniger. Laut dem SGB soll es in der Schweiz zudem keine Löhne unter 4500 Franken mehr geben. Aber wie realistisch ist das?
Simon Wey, Chefökonom des Schweizerischen Arbeitgeberverbands, hält einen Mindestlohn von 5000 Franken über die gesamte Wirtschaft nicht für sinnvoll. Einige Branchen würden dann wohl weniger Lernende einstellen. Der Lohn spiele sich im Wettbewerb ein: «Man kann Löhne nicht am Schreibtisch festlegen. So wird man den branchenspezifischen Gegebenheiten nicht gerecht.»
Man müsse berücksichtigen, dass die Weiterentwicklung der Lernenden in den ersten Jahren oft sehr intensiv sei, sagt Peter Heiniger, der Firmen berät: «5000 Franken sind nicht für alle realistisch.» Er begleite Unternehmen aus Industrie und produzierendem Gewerbe, die das nicht zahlen könnten. Aber: «Je besser eine Firma die Lernenden einführt, desto schneller rentieren sie.» Es gebe Betriebe, die viel Gewinn machten mit den Lernenden, weil sie die Bedürfnisse der Generation Z verstünden. Für viele Firmen sei die junge Generation aber immer noch eine Blackbox.
Der Gewerkschaftsbund sagte auf Anfrage, die Arbeitgeber hätten bereits mit Entlassungen gedroht, als die Gewerkschaften vor über 20 Jahren die Kampagne «Keine Löhne unter 3000 Franken» starteten. In der Folge seien die untersten Löhne in diversen Branchen wie Gastgewerbe und Detailhandel markant gestiegen – «Entlassungen gab es aber keine».
Urs Wellauer-boschung, Direktor des Schweizerischen Bäcker-confiseurmeister-verbands, spricht von einem «wiederkehrenden Säbelrasseln des SGB». In der Branche gebe es einen Gesamtarbeitsvertrag. 2023 würden die Mindestlöhne mit Eidgenössischem Fähigkeitszeugnis um vier Prozent raufgehen. 5000 Franken Mindestlohn für alle Bäckerinnen und Bäcker seien aber nicht realistisch. «Das könnte zu Betriebsschliessungen führen», sagt er weiter.