Armeeübung Pilum: Drei Leichtverletzte und Langeweile
AARAU. Pilum 22 ging gestern zu Ende – die grösste Übung der Schweizer Armee seit 33 Jahren. Zwei Ansichten der Truppenübung.
KONTROVERS Divisionär René Wellinger zog gestern eine positive Bilanz: «Wir konnten drei Nächte lang sehr intensive Einsätze mit der Kantonspolizei Aargau durchführen und diverse weitere Übungen abhalten. Das Engagement der Truppen und die Ernsthaftigkeit waren in allen Bereichen sehr hoch, von den Soldaten über die Unteroffiziere bis hin zu den Offizieren», bilanzierte Wellinger.
Etwas anders fällt die Bilanz von Soldat M. B. aus, der als Aufklärer an der Übung teilgenommen hat: «Ich verstehe den Sinn der Übung. Wenn man schon ein Militär hat, ist es gut, einmal zu schauen, ob es auch wie vorgesehen funktioniert.» Der Einsatz mit der Kantonspolizei Aargau sei durchaus interessant gewesen. Das Problem: «Da vor allem das Kader beübt wird, haben wir einfachen Soldaten meist keine Ahnung, was eigentlich läuft. Wir warten immer auf Befehle von oben, auch unser Kadi und Zugführer und niemand weiss, welche Befehle wann womöglich kommen werden.» An einigen Tagen hätten die Soldaten vier Stunden gewartet, um dann eine Stunde etwas zu tun zu haben. «Während wir warten, können wir eigentlich machen, was wir wollen. Wir spielen alle möglichen Kartenspiele, manchmal auch Fussball, plaudern viel und haben zum Zeitvertreib auch schon ein Raclette oder Fondue gemacht», sagt B. Auf die langen Wartezeiten angesprochen sagt Armeesprecher Daniel Reist: «Das liegt in der Natur der Sache. Im Zweiten Weltkrieg sind Soldaten ein Jahr lang nur an der Grenze gestanden und haben Wache gehalten.» Im Konfliktfall sei die Kommandokette wichtig: «Das Warten mag für den Soldaten mühsam sein, kreative Offiziere finden aber jeweils sicher eine sinnvolle Beschäftigung.»