20 Minuten - St. Gallen

«Die Schweiz hat fast keine Reserven mehr»

BERN. Schweden bereitet seine Bevölkerun­g auf den Ernstfall vor. Schweizer hingegen wüssten zu wenig, sagt ein Experte.

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Herr Vautravers, wieso informiert Schweden mit einer Broschüre über das Verhalten im Krieg?

2015 gab es eine Übung der russischen Luftwaffe. Zwei Tupolew sollten einen Angriff auf Stockholm simulieren. Die schwedisch­e Armee bemerkte das, war aber nicht in der Lage, Abfangjäge­r zu starten. Sie realisiert­e, dass es nicht möglich wäre, die Bevölkerun­g gegen einen solchen Angriff zu schützen.

Was geschah dann?

Die Wehrpflich­t wurde wieder eingeführt, die Broschüre gedruckt und grosse Übungen durchgefüh­rt. Die Anzahl Kampfverbä­nde wird erhöht. Was kann die Schweiz daraus lernen?

Sie ist nicht viel weiter weg von Russland als Schweden. Alle haben Interesse an einem stabilen Europa. Einzige Garantie dafür ist eine Balance der Stärke der russischen und europäisch­en Streitkräf­te.

Investiert die Schweiz genug?

In den letzten Jahren erhöhten viele europäisch­e Staaten ihre Verteidigu­ngsbudgets. Die vom Parlament beschlosse­nen zusätzlich­en 1,4 Prozent sind im Vergleich gering.

Wie gut sind unsere Infrastruk­turen geschützt?

Die Schweiz ist sehr gut aufgestell­t. Sie hat einen strategisc­hen Plan. Auch Cyberan griffe werden ernst genommen.

Wo gibt es Mängel?

Die wirtschaft­liche Landesvers­orgung ist ein grosses Thema. Bis 1990 hatte die Schweiz grosse strategisc­he Reserven wie Essen oder Treibstoff. Diese bestehen fast nicht mehr.

Weiss die Bevölkerun­g genug?

Die Informatio­n ist da. Aber nicht alle nehmen sich Zeit dafür. Wann haben Sie diese Themen zum letzten Mal in einer Zeitschrif­t oder am Fernsehen gesehen? Aber: Schon im Kalten Krieg gab es viele, die nicht wussten, wo der nächste Schutzraum liegt.

Alexandre Vautravers ist Sicherheit­sexperte an der Universitä­t Genf.

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Das Verteidigu­ngsbudget der
 ??  ?? Sicherheit­sexperte Alexandre Vautravers.
Sicherheit­sexperte Alexandre Vautravers.

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