Europas Könige regieren mit Ruhe und kalter Effizienz
KIEW. Real Madrid hat einen mühevollen Weg hinter sich. Dass es dennoch im Cl-final steht, ist ein Beleg der ausserordentlichen Stärke.
Die haben doch nur Glück gehabt! Die Schiedsrichter haben ihnen geholfen! Wer so spielt, hat den Titel nicht verdient, ja, sollte eigentlich nicht einmal im Final stehen!
Wer Real Madrids Weg nach Kiew, wo morgen ab 20.45 Uhr im Duell mit Liverpool der Champions-league-sieger ermittelt wird, nachzeichnet und den Königlichen Makel anheften will, wird zweifellos fündig. Nur sind solche Nörgeleien fehl am Platz, weil sie ein herausragendes Merkmal dieses Star-ensembles überdecken. Die Madrilenen mögen eine der schlechteren Saisons der vergangenen Jahre hinter sich haben und haben sich tatsächlich wie noch selten durch die K.-o.-phase gemogelt. Sie blickten im Viertelfinal gegen Juventus und im Halbfinal gegen die Bayern in den Abgrund – und doch fielen die Widersacher. Dass die Spanier das Glück erzwungen und trotz teils durchzogener Leistungen zum Siegeszug angesetzt haben, ist ein Beleg für ihre Stärke, für die Abgebrühtheit, für die kalte Effizienz. Dass sie auch heikle Momente unbeschadet überstehen, ist ihrer Gewinnermentalität geschuldet.
Das Gerüst der Mannschaft ist seit Jahren dasselbe, die meisten Schlüsselspieler haben die drei Champions-league-triumphe seit 2014 miterlebt, andere wie Kroos oder Navas immerhin jene in den vergangenen beiden Jahren. Das Wissen, in diesem Wettbewerb zuletzt aus jeder Situation einen Ausweg gefunden zu haben, beruhigt. Und dass mit Zinédine Zidane ein Winnertyp an der Seitenlinie steht, schadet auch nicht. Er sagt: «Wir sind Real Madrid und wollen immer mehr.» Mehr heisst aktuell: den dritten Pokal in der Königsklasse hintereinander. Das hat zuletzt Bayern München geschafft. Es ist 42 Jahre her.