Spanien bleibt vor der WM erstaunlich ruhig
MADRID. Umstrittene Personalentscheide des Nationaltrainers – doch in Spanien sind die erwarteten Diskussionen ausgeblieben.
Die Ausgangslage für Julen Lopetegui, den spanischen Nationalcoach, war nicht einfach: Für sein erstes grosses Turnier, die WM in Russland, hatte er die Wahl zwischen einem Stürmer von Chelsea und einem von Celta Vigo. Oder zwischen einem Aussenverteidiger von Real Madrid und einem Rechtsverteidiger von Real Sociedad San Sebastián. Beide Male traf Lopetegui die weniger offensichtliche Wahl. So wird Iago Aspas für Spanien auf Torjagd gehen, und die Alternative zum derzeit verletzten Dani Carvajal hinten rechts heisst Álvaro Odriozola. Ähnlich überraschend liess Lopetegui unter anderem Chelseas Mittelfeldspieler Francesc Fàbregas sowie die Abwehrspieler Marc Bartra und Marcos Alonso zu Hause.
Dennoch blieben die grossen Diskussionen auf der iberischen Halbinsel aus – was nicht nur damit zu tun hatte, dass der Champions-leagueFinal mit Real Madrid gerade mehr interessierte. Vielmehr sind die namhaften Absenzen ein eindrucksvoller Beleg für den Fundus an Qualität, aus dem sich der 51-jährige Baske bedienen kann. Im Team finden sich illustre Namen wie Busquets, Koke, Thiago, Isco, Saul. Ausserdem schoss dieser Celta-stürmer Aspas in der vergangenen La-liga-saison 22 Tore. Nur Messi, Ronaldo und Suárez trafen häufiger.
Trotzdem ist es erstaunlich, wie viel Mut Lopetegui vor seinem ersten grossen Turnier mit der Selektion bewies. Schliess- lich wird nichts anderes von ihm erwartet, als nach zwei enttäuschenden Endrunden Spanien wieder dorthin zu bringen, wo es sich seit 2008, seit seinem ersten grossen Titel der Neuzeit, sieht.