Ferien zu Hause? «Das weckt bei anderen Misstrauen»
ZÜRICH. Die meisten Schweizer verreisen im Sommer ins Ausland. Wer daheimbleibt, kann negativ auffallen.
Nur 20 Prozent der Schweizer bleiben in den Sommerferien im Land. Damit belegt die Schweiz laut dem Marktforschungsunternehmen Ipsos den zweitletzten Platz. Nur die Belgier zieht es noch mehr weg – 16 Prozent bleiben zu Hause. An der Spitze der Heimaturlauber stehen die Franzosen (57 Prozent). Schweizer, die in den eigenen vier Wänden Ferien machen, stossen auf viel Unverständnis. «Nur schon wenn ich mein verlängertes Wochenende daheim verbracht habe, sind meine Freunde erstaunt», sagt eine 30Jährige. Diese dagegen nutzten freie Tage für einen Städtetrip. Auch ein junger Mann, der gern zu Hause bleibt, erntet erstaunte Reaktionen wie: «Hast du Angst vor anderen Kulturen?»
Jakub Samochowiec, Sozialpsychologe am Gottliebduttweilerinstitut, bestätigt: «Menschen, die zu Hause Ferien machen, wecken bei anderen ein gewisses Misstrauen.» In der Leistungsgesellschaft, in der oft mit Stress kokettiert werde, stünden sie unter Verdacht, Faulenzer und Ignoranten zu sein. Für Balkonienferien brauche es oft eine Rechtfertigung. «Etwa, dass man ein Buch schreibt oder aus Umweltgründen daheimbleibt.» Markus Berger von Schweiz Tourismus hingegen sieht in den Heimaturlaubern «keine Couchpotatoes». Wie die internationalen Gäste schätzten sie es, Berge, Seen und Attraktionen vor der Haustür zu haben.