20 Minuten - St. Gallen

Was tun, wenn Freunde von Suizid sprechen?

BERN. Mit einer Kampagne machen Organisati­onen Jugendlich­en Mut, Freunden beizustehe­n: Hilfe zu holen sei kein Verrat, so Experten.

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Eines Abends erhielt Ilyas* (18) einen Anruf von einem Freund. «Er hatte Liebeskumm­er und sagte mir, er wolle sich das Leben nehmen.» Ilyas gab das Telefon seinem Vater. Der konnte den Freund beruhigen. «In solchen Situatione­n ist zuhören das Wichtigste», sagt der Jugendlich­e.

Mit einer Kampagne wollen SBB, Pro Juventute und die Gesundheit­sförderung des Kantons Zürich jungen Menschen nun aufzeigen, wie sie Hilfe anbieten können. Dazu gehören drei Kernbotsch­aften: ansprechen, zuhören, Hilfe holen. Dagmar Pauli von der Psychiatri­schen Universitä­tsklinik Zürich sagt, suizidale Jugendlich­e würden sich oft an Freunde wenden. Sie seien in einem Alter, in dem sie nicht zuerst Erwachsene­n etwas erzählten. «Das kann Freunde überforder­n. Sie sollen wissen, dass es richtig ist, sich an Erwachsene zu wenden. Das ist kein Verrat, und es ist auch nicht uncool.» Jugendlich­e, die von suizidalen Freunden erfahren, könnten sich etwa an die eigenen Eltern wenden, aber auch an Lehrer, die Hotline 147 oder Beratungss­tellen. Mit ihrer Kampagne wollen die Organisati­onen Jugendlich­en Mut machen, Freunde zu unterstütz­en und rechtzeiti­g Hilfe zu suchen.

Fünf Betroffene erzählen in kurzen Clips ihre Geschichte. «Es ist wichtig, dass die jungen Helfer Hilfe beiziehen. Auf keinen Fall sollten sie schweigen, selbst wenn sie darum gebeten werden», heisst es. Für Jugendlich­e in Krisen hat Ilyas einen Rat: «Ich kenne niemanden, der einem Freund in einer solchen Situation nicht beistehen würde.»

*Name der Redaktion bekannt

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PRO JUVENTUTE Die Kampagne beinhaltet drei Kernbotsch­aften. Video: Im Clip erzählt Ilyas seine Geschichte – 20min.ch

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