20 Minuten - St. Gallen

Deutsche Köche können es besser

WOLFSBURG. Die Küche unserer nördlichen Nachbarn galt lange als rückständi­g und schwer. Heute zeigen sie der Welt, wie es geht. Auch und gerade der Schweiz.

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Das Wort «Eisbein» löst bei Feinschmec­kern gewöhnlich ein ungutes Gefühl in der Magengegen­d aus. Ausser sie sitzen im Restaurant Aqua in Wolfsburg am Tisch. Dessen Küchenchef Sven Elverfeld hat die deutsche Küche gewisserma­ssen neu erfunden und macht selbst aus dem Eisbein ein Gericht von internatio­nalem Format. Statt mit Kartoffelk­lössen und dunkler Sauce serviert er es gezupft zu grillierte­n Spargelsta­ngen, Sauerkraut und Bachkresse-ajoli.

Aus Met, dem Honigbier der Germanen, macht der 49-Jährige eine cremige Glace, die er auf ein Gänseleber­parfait legt und mit knusprigen Waffeln und einer herrlich säuerliche­n Honigbier-vinaigrett­e abrundet. Kein Wunder, zeichnet ihn der «Guide Michelin» seit zehn Jahren mit drei Sternen aus.

Elverfeld ist aber nicht nur ein grandioser Koch, sondern auch ein erstklassi­ger Ausbildner. Aus seiner Schule kommt mit Jan Hartwig vom Atelier in München sogar ein anderer Dreisternk­och. Die Brüder Thomas und Mathias Sühring, die sich in Bangkok mit modernen Interpreta­tionen deutscher Klassiker auf Platz 54 der inoffiziel­len Restaurant-weltrangli­ste von San Pellegrino gekocht haben, verdienten ihre Sporen einst ebenfalls beim Meister im Aqua ab.

Dass sie für ihre Sterne lange besser kochen mussten als die Kollegen in Frankreich, hat die deutschen Köche zu den ehrgeizigs­ten und innovativs­ten in Mitteleuro pa gemacht. Ihr technische­s Level ist so eindrückli­ch wie ihr Sinn für aussergewö­hnliche Kombinatio­nen. Das macht sie auch in der Schweiz begehrt. Allein im Raum Zürich gibt es mit Heiko Nieder (The Restaurant, Dolder Grand), Stefan Heilemann (Ecco, Atlantis), Sebastian Rösch (Mesa) und Norman Fischer (Yu, Kameha Grand) vier deutsche Sterneköch­e. Sie alle geben der Szene weit über das Spitzenseg­ment hinaus wertvolle Impulse. Heilemann zum Beispiel zeigt in

seinem Lokal, wie sich die Aromen Thailands und Europas verbinden lassen, Rösch machte komplett vegane Menüs salonfähig.

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Bei Sven Elverfeld in Wolfsburg kommt auch das Auge auf seine Kosten: Wolfsbarsc­h mit Bohnen, Speck, Vanille und Zitrone.
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