Wenn die Ski-tageskarte plötzlich 101 Franken kostet
ST. MORITZ. Flexible Preismodelle lassen teils die Kosten für Skitickets stark steigen – das schockiert Wintersportler.
Wer sich derzeit spontan für den Skiplausch entscheidet, erlebt eine böse Überraschung: Für das Skigebiet Corviglia in St. Moritz etwa musste ein Erwachsener am ersten Tag des neuen Jahres 95 Franken hinblättern, ein paar Tage vorher gar 101 Franken. «Welche Familie kann sich das noch leisten? Ich bin schockiert», beschwert sich etwa 20-Minutenleserin Kathrin. Zum Vergleich: In der letzten Saison gab es eine Tageskarte in St. Moritz noch fix für 79 Franken. Grund für die überteuerten Tickets sind dynamische Preise. Wie Andermatt oder Zermatt hat auch St. Moritz solche eingeführt, um die Pisten wieder zu füllen. Das heisst: Die Preise richten sich nach dem Wetter und der Nachfrage.
Die Oberengadiner Bergbahnen verteidigen ihre Preispolitik. «Letztlich bestimmt der Konsument den Preis», sagt Sprecher Thomas Rechberger auf Anfrage. Er empfiehlt, früh auf der Plattform Snow-deal.ch zu buchen. Wer dort bis 15 Tage vorher Tickets kaufe, spare bis zu 30 Prozent. Man wolle bewusst jene Wintersportler belohnen, die unabhängig vom Wetter früh buchten. Laut Rechberger könnten die Preise theoretisch mit steigender Nachfrage weiter nach oben klettern. «Bei den 101 Franken haben wir aber eine Schmerzgrenze ausgemacht.»
Tourismus-experte Thorsten Merkle kritisiert, dass die Bergbahnen die dynamischen Preise eher als Vergünstigung kommuniziert hätten. «Die hohen Ticketpreise bei steigender Nachfrage sind aber die Kehrseite der Medaille.» Viele Gäste würden nun erkennen, dass flexible Preise nicht nur zu ihrem Vorteil seien. Mit dem Preismodell gebe man aber das Wetterrisiko zum Teil den Wintersportlern weiter. «Nicht alle Schneesportler werden da mitmachen», so Merkle.