Pflegekräfte kämpfen mit zudringlichen Patienten
ZÜRICH. Im Spital kommen sich Patienten und Pflegekräfte nahe. Mitarbeiter klagen über sexuelle Belästigung.
KONTROVERS Das Berner Inselspital schlägt Alarm: Es verzeichnet immer mehr Übergriffe gegen sein Personal. Dazu gehören auch sexuelle Belästigungen. Das Problem betrifft die ganze Branche. Bei der Be- ratungsstelle Belaestigt.ch, die von verschiedenen Organisationen initiiert worden und im Juli 2017 in Betrieb gegangen war, meldeten sich schon 100 Betroffene. Die Pflegefachfrau P.T.* sagt, sie habe «anzügliche Bemerkungen und Hände an Orten, an die sie nicht gehören» schon mehrfach selbst erlebt. «Im Spital erlebt man einige sexistische Sprüche.» Ein Patient habe sie etwa gefragt, ob sie neben ihm schlafen wolle: «Es hätte ja noch Platz.» Ein anderer habe ihr an den Hintern gefasst. «Er meinte nur, er habe das nicht so gemeint», sagt T.
Ein andermal habe ein Mann mit einer Hirnschädigung alle Frauen auf der Station gefragt, ob sie mit ihm «Buebe machen»: «Das ging uns an die Substanz.» Sie beobachte, dass es insbesondere jungen Kolleginnen schwerfalle, solche Dinge anzusprechen. «Sie wollen nicht als ‹Mimose› dastehen», sagt T. Von ähnlichen Fällen berichten Pflegekräfte auch im Leitfaden des SBK. Eine Pflegefachfrau schildert etwa, wie sie in der Nachtschicht von einem 50-jährigen Privatpatienten ins Bett gezogen wurde. Pflegefachfrau T. sagt, die Übergriffe hätten viel mit dem Bild vom Beruf zu tun, das in der Öffentlichkeit vorherrsche.
*Name der Redaktion bekannt