Aufspüren, abpassen, ausfliegen: So hilft ein Detektiv verzweifelten Eltern
ZÜRICH. Er ist bei Kindesentführungen oft die letzte Hoffnung eines Elternteils: der Zürcher Privatdetektiv H. R.
Herr R.*, Sie ermitteln gegen Kindsentführer. Was war Ihr eindrücklichster Fall?
Eine Mutter aus Österreich hatte uns beauftragt, ihr einjähriges Baby zu finden. Der Vater hatte sich mit ihm in die Türkei abgesetzt. Unsere Recherchen führten schliesslich in den Libanon.
Und dann?
Wir sind ihm gefolgt und warteten eine gewisse Situation ab, die ich aus taktischen Gründen nicht nennen will. Dann konnten wir das Kind, das sich in einem Kindersitz befand, in unseren Gewahrsam bringen und ausfliegen.
Sie ermitteln auch in der Schweiz. Welcher Fall hat Sie hier bewegt?
Eine drogensüchtige und kriminelle Mutter entführte 2002 ihre sechsjährigen Zwillinge in die Slowakei. Der Vater, ein Schweizer, besass das Sorgerecht. Da die Behörden ihm zu langsam arbeiteten, beauftragte er uns. Wie fanden Sie das Kind?
In der Slowakei stellte ich fest, dass die Zwillinge bei den Grosseltern lebten. Als eines Tages der Grossvater mit den Kindern einkaufen ging, konnten wir ihn zur Rede stellen und festnehmen lassen. Mithilfe der lokalen Behörden konnten wir die Kinder dann sofort ausfliegen.
Wie reagierte der Vater?
Er war natürlich überwältigt. Die Reaktionen der Kinder sind meiner Erfahrung nach aber gemischt. 90 Prozent fragen: «Und wann kommt Mami oder Papi nach?»
Wo sind Rückführungen besonders schwierig?
In den arabischen Ländern. Die Familien sind in Clans organisiert, fühlen sich im Recht und halten zusammen.
*H. R. arbeitet als Privatermittler bei der Zürcher Detektei Kurtz, Name der Redaktion bekannt.