20 Minuten - St. Gallen

«Ich habe schon viermal Eizellen gespendet»

ZÜRICH. Meine Eizellen spenden? Für kein Geld würde ich das tun. Im Gegensatz zu Susana (29).

- DÉSIRÉE POMPER

BARCELONA. Susana hat ursprüngli­ch nur des Geldes wegen Eizellen gespendet. «Aber als ich im Spital die verzweifel­ten Paare sah, die sich nichts sehnlicher wünschen als ein Kind, hat mich das berührt», sagt sie. Mittlerwei­le

«Als ich im Spital die verzweifel­ten Paare sah, die sich nichts sehnlicher wünschen als ein Kind, hat mich das berührt.» Susana (29)

hat sie mit vier Eizellensp­enden fast 4000 Euro verdient. Der internatio­nale Handel mit Eizellen für kinderlose Paare blüht. Rund 40 Prozent der Fruchtbark­eitsbehand­lungen mit gespendete­n Eizellen werden in Spanien durchgefüh­rt. In Europa sind solche Spenden unterschie­dlich geregelt, in der Schweiz etwa sind sie verboten.

Ich bin auf der Suche nach Antworten auf die Frage: Was für einen Wert hat mein Körper? Für mein Blut gab es ein Konfibrot. Für mein Haar bot mir eine Haarhändle­rin 25 Franken. Wie viel gibts für Eizellen? In der Schweiz ist die Spende zwar verboten, nicht aber in Spanien.

«Mach etwas, auf das du stolz sein kannst.» So wirbt die Fruchtbark­eitsklinik Ivi Dona auf ihrer Website. Ich wähle die Nummer. Ja, ich sei zwischen 18 und 35. Nein, genetische Krankheite­n in der Famieuro lie gebe es keine. 800 bis 1100 für eine Eizellenen­tnahme verspricht mir eine Mitarbeite­rin am Telefon. Dabei handelt es sich um eine Aufwandsen­tschädigun­g für die investiert­e Zeit, Risiheranr­eifen. ken und Schmerzen.

Vor der Eizellenen­tnahme werden Psyche, Chromosome­n, Gene, Blut und Gebärmutte­r der Spenderin untersucht. Bei einem positiven Resultat müsste ich mir während zwölf Tagen Hormone in die Oberschenk­el spritzen, damit mehrere Eizellen gleichzeit­ig Das kann zu Kopfschmer­zen, Müdigkeit oder depressive­n Verstimmun­gen führen. Schliessli­ch wird die Patientin unter Narkose gesetzt. Der Arzt führt eine Hohlnadel durch die Scheide in den Eierstock und saugt damit Eizellen heraus. Doch was mich vor einer Eizellensp­ende abhält, ist nicht dieses aufwendige Prozedere. Sondern ein primitiver, mächtiger Besitzerin­stinkt. Dieser überwältig­te mich vor etwa zwei Jahren, als mich eine Bekannte per Whatsapp um eine Eizelle bat. «Nur eine kleine Eizelle, Liebe», schrieb sie, die sich mit ihrem Partner sehnlichst ein Kind wünschte.

Das Blut schoss mir in den Kopf, die Hände wurden feucht. «Finger weg von meinen Eizellen!» Ein einziger lauter Gedanke. Ein Huhn, das auf seinen Eiern sitzt und jeden wegjagt, der es wagt, ihm zu nahe zu kommen. Dieses Huhn, das war ich.

Auch wenn es sich nur um ein kleines Zellhäufch­en handelt: Darin stecken meine Gene. Die rotblonden Haare meiner Grossmutte­r, die dunklen Augen meiner Mutter, die Kreativitä­t meines Vaters. Der Gedanke daran, dass irgendwo auf der Welt eine kleine Kopie von mir herumlaufe­n könnte, bereitet mir Gänsehaut.

Warum spenden andere Frauen ihre Eizellen? Aus finanziell­er Not oder wirklich aus Solidaritä­t? Ich mache mich auf die Suche nach einer Spenderin und finde Susana aus Barcelona (siehe Interview).

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Susana ist stolz darauf, Paaren mit ihrer Spende einen Herzenswun­sch erfüllen zu können.
 ??  ?? «Spende Eizellen. Mach was, worauf du stolz sein kannst»: So wirbt eine spanische Fruchtbark­eitsklinik.
«Spende Eizellen. Mach was, worauf du stolz sein kannst»: So wirbt eine spanische Fruchtbark­eitsklinik.
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