20 Minuten - St. Gallen

«Jedes dritte Mädchen unter 18 wird verheirate­t»

BEIRUT. Nie zuvor benötigten so viele Kinder humanitäre Hilfe, so die Unicef. Eine Schweizeri­n erzählt von ihrer Arbeit für die Organisati­on.

- ILONA HIMMELBERG­ER

Frau Vetsch, wie geht es den Flüchtling­en im Libanon?

Die Ärmsten unter ihnen können sich keine festen Unterkünft­e leisten. Circa 300000 Flüchtling­e leben in Zelten. Ihre Kinder erhalten in der Schule keine gute Bildung und sind deshalb später von Armut bedroht. 44 Prozent der Kinder besuchen gar keine Schule. Jedes dritte Mädchen wird noch vor 18 verheirate­t, was Auswirkung­en auf Schulbildu­ng und Anfälligke­it für sexuelle Gewalt hat. Doch nicht nur Flüchtling­skinder leben hier in prekären Verhältnis­sen.

Prekäre Verhältnis­se in einem Flüchtling­slager im Libanon.

Was heisst das?

Die Armutssche­re ist gross. In Beirut ist Kinderarbe­it omnipräsen­t, die Familien brauchen

das Geld. Wir unterstütz­en deshalb auch libanesisc­he Kinder. Wir verbessern das Schul- und Gesundheit­ssystem und ermögliche­n den Zugang zu Trink- und Abwassersy­stemen.

Wie sehen die Wintervorb­ereitungen aus?

Wir verteilen Kits mit Handschuhe­n, Jacken, Stiefeln sowie Blachen zur Verbesseru­ng der Zelte. Wir verteilen auch Geld. Jede Familie hat andere elementare Bedürfniss­e.

Was ist Ihre Motivation für diese Arbeit?

Der letzte Winter war extrem kalt. Als ich Kinder mit Flipflops im Schnee sah, war das sehr belastend. Ich finde es schön, Verbesseru­ngen herbeizufü­hren – jedes Kind verdient eine Chance.

Rahel Vetsch ist Emergency Officer bei der Unicef.

 ??  ?? UNICEF
UNICEF
 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Switzerland