Uber soll Fahrern eine halbe Milliarde Franken schulden
ZÜRICH. Laut Unia soll Uber seinen Schweizer Fahrern jährlich bis zu 99 Millionen Franken vorenthalten haben.
Sind Uber-fahrer Selbstständigerwerbende oder Angestellte? Das ist die Frage in einem Streit zwischen der Usfirma, Gewerkschaften und Behörden in aller Welt. Uber argumentiert, man vermittle lediglich Fahrten. Die Kritiker aber sagen, die Fahrer seien Scheinselbstständige, weshalb Uber die Fahrer anzustellen und Sozialleistungen zu bezahlen habe. Die Unia hat nun ausgerechnet, was Uber seinen Schweizer Fahrern schuldet. Es seien jährlich zwischen 63 und 99 Mio. Franken, wie die Unia anhand einer konkreten Schät
zung gestern an einer Medienkonferenz darlegte. Seit Uber 2013 in der Schweiz gestartet ist, betrage die Summe bis zu einer halben Milliarde Franken. Auch die öffentliche Hand würde Geld verlieren. Den Schweizer Sozialversicherungen entgehen gemäss Unia jährlich rund 20 Mio. Franken an Arbeitgeber
und Arbeitnehmerbeiträgen. Für die sechs Jahre, die Uber in der Schweiz aktiv ist, summiert sich der Betrag laut Unia auf über 100 Mio. Franken.
Uber verteidigt sich: «Wir sind überzeugt, dass ohne Arbeitsverpflichtung auch kein Arbeitsverhältnis bestehen kann», so eine Sprecherin. «Den Fahrern, die die Uber-app verwenden, steht es vollkommen frei, wann und wie sie diese nutzen möchten.»
Laut Professor Kurt Pärli von der Universität Basel müssten Plattform-beschäftigte in der Regel als Angestellte gelten. Es mache für die Fahrer einen grossen Unterschied, ob sie als Selbstständige oder Angestellte arbeiteten: Die Versicherungsabdeckung für Angestellte sei deutlich umfassender. Kritik gibt es teilweise auch von den Fahrern selber (siehe unten). Laut Uber verdient ein Fahrer mit der App im Schnitt 26.81 Franken pro Stunde. Das ist ohne Trinkgeld, aber nach Abzug der Uber-servicegebühr von 25 Prozent. Von den knapp 27 Franken hat der Fahrer noch die Kosten für sein Auto zu bezahlen.