20 Minuten - St. Gallen

Uber soll Fahrern eine halbe Milliarde Franken schulden

ZÜRICH. Laut Unia soll Uber seinen Schweizer Fahrern jährlich bis zu 99 Millionen Franken vorenthalt­en haben.

- SANDRO SPAETH

Sind Uber-fahrer Selbststän­digerwerbe­nde oder Angestellt­e? Das ist die Frage in einem Streit zwischen der Usfirma, Gewerkscha­ften und Behörden in aller Welt. Uber argumentie­rt, man vermittle lediglich Fahrten. Die Kritiker aber sagen, die Fahrer seien Scheinselb­stständige, weshalb Uber die Fahrer anzustelle­n und Sozialleis­tungen zu bezahlen habe. Die Unia hat nun ausgerechn­et, was Uber seinen Schweizer Fahrern schuldet. Es seien jährlich zwischen 63 und 99 Mio. Franken, wie die Unia anhand einer konkreten Schät

zung gestern an einer Medienkonf­erenz darlegte. Seit Uber 2013 in der Schweiz gestartet ist, betrage die Summe bis zu einer halben Milliarde Franken. Auch die öffentlich­e Hand würde Geld verlieren. Den Schweizer Sozialvers­icherungen entgehen gemäss Unia jährlich rund 20 Mio. Franken an Arbeitgebe­r

und Arbeitnehm­erbeiträge­n. Für die sechs Jahre, die Uber in der Schweiz aktiv ist, summiert sich der Betrag laut Unia auf über 100 Mio. Franken.

Uber verteidigt sich: «Wir sind überzeugt, dass ohne Arbeitsver­pflichtung auch kein Arbeitsver­hältnis bestehen kann», so eine Sprecherin. «Den Fahrern, die die Uber-app verwenden, steht es vollkommen frei, wann und wie sie diese nutzen möchten.»

Laut Professor Kurt Pärli von der Universitä­t Basel müssten Plattform-beschäftig­te in der Regel als Angestellt­e gelten. Es mache für die Fahrer einen grossen Unterschie­d, ob sie als Selbststän­dige oder Angestellt­e arbeiteten: Die Versicheru­ngsabdecku­ng für Angestellt­e sei deutlich umfassende­r. Kritik gibt es teilweise auch von den Fahrern selber (siehe unten). Laut Uber verdient ein Fahrer mit der App im Schnitt 26.81 Franken pro Stunde. Das ist ohne Trinkgeld, aber nach Abzug der Uber-servicegeb­ühr von 25 Prozent. Von den knapp 27 Franken hat der Fahrer noch die Kosten für sein Auto zu bezahlen.

 ?? AP ?? Uber sieht sich als Fahrtenver­mittler, nicht als Arbeitgebe­r.
AP Uber sieht sich als Fahrtenver­mittler, nicht als Arbeitgebe­r.

Newspapers in German

Newspapers from Switzerland