Mundart-hype Hainan: «Wir gehören ins Hallenstadion»
ZÜRICH. Levin und Juri konnten sich zuerst nicht ausstehen. Heute haben sie das aufregendste Mundartalbum des Jahres releast.
Sie konnten sich nicht riechen. Zum ersten Mal begegnet sind sich Juri Mischler und Levin Dennler vor fünf, sechs Jahren vor der Reitschule in Bern. «Unsere Freundschaft hatte Anlaufschwierigkeiten», gibt Levin zu. Juri erklärt vage: «Wir gehörten verschiedenen Gruppen an und fanden uns darum zu Beginn nicht so toll.» «Aber Alkohol und Zeit heilen alle Wunden», weiss Levin. Sie waren wirklich auf Hainan. Der Bandname Hainan ist keine Erfindung der Berner, sondern eine Insel im Süden Chinas. Das Duo machte 2018 Ferien in China. «In Shanghai haben wir krass über unseren Verhältnissen gelebt», so Juri, «auf Hainan stellten wir dann fest: Unser Rückflug geht in zwei Wochen, wir können uns diese zwei Wochen nicht leisten.» Sie organisierten sich kurzerhand etwa zehn Bar-gigs, um die Portokasse aufzufüllen. Bern oder Zürich? Sie lieben beides! «Ich gehe gern immer wieder zurück, aber irgendwann hat man in Bern halt mit
jedem mal gesprochen», erklärt Juri seinen Wegzug aus der Bundesstadt. Levin ergänzt: «Der nächste Schritt war Zürich. Ich bin happy hier – abgesehen von den wahnsinnig hohen Mietpreisen.»
Sie wollen ins Hallenstadion. Levin produziert viel für andere
und kann vom Musikmachen leben. «Sehr schlecht zwar, aber es geht.» Für Juri wäre das nichts, er mag seinen Uni-job. «Ich bin kein Produzent und ich schreibe schweizerdeutsche Lyrics. Das höchste der Gefühle für jemanden wie mich ist ein Weihnachtswerbung-song zusammen
mit Stefanie Heinzmann.» Er zweifelt daran, mit ihrem verschrobenen Mundartpop das Hallenstadion zu füllen wie kürzlich Hecht. Obwohl: «Eigentlich gehören wir schon ins Hallenstadion – die Leute checken es nur noch nicht.»