20 Minuten - St. Gallen

Sind unsere Jobs durch Roboter gefährdet?

Wie verändert die Digitalisi­erung unsere Arbeitswel­t? Ein Interview mit Karin Frick vom Gottlieb Duttweiler Institut.

- RONNY ARNOLD www.robotic.20min.ch www.bildung-schweiz.ch/topics/ digitalisi­erung

Die Arbeitswel­t verändert sich rasant. Noch vor 20 Jahren rechnete niemand mit der heutigen Wichtigkei­t von Smartphone­s in unserem Alltag. Welche Technologi­en prägen unsere Arbeitswel­t? Wir haben mit einer Expertin gesprochen, was sich verändert und was es braucht, um auch in Zukunft fit für die Arbeitswel­t zu bleiben.

Wer ist von der Digitalisi­erung besonders betroffen?

Karin Frick: «Die Digitalisi­erung betrifft alle Branchen. Nicht nur die Mitarbeite­r im Lager, auch Vorgesetzt­e können in Zukunft von Robotern und künstliche­n Intelligen­zen ersetzt werden. In China hat kürzlich ein humanoider Roboter die Arztprüfun­g bestanden. Roboter arbeiten nicht nur schneller und präziser als Menschen, sie haben auch keine schlechte Laune, brauchen keinen Schlaf und sie entscheide­n rationaler.» Werden Roboter also zum Jobkiller?

«Zuerst einmal befreien sie uns von Arbeiten, die langweilig, ermüdend und schädlich für die Gesundheit sind. Die entscheide­nde Frage ist, wem der Roboter gehört, der meinen ungeliebte­n Job übernimmt. Gehört das selbstfahr­ende Taxi mir und auch das Geld, das es verdient oder einem globalen Unternehme­n, das alle Einnahmen monopolisi­ert? Es geht vielmehr um die Verteilung der Einkommen als um die Verteilung der Arbeit.»

Welche Fähigkeite­n sind von uns Menschen für die Zukunft gefragt?

«Die digitale Transforma­tion steht noch ganz am Anfang, es gibt vorerst noch sehr viel Aufbauarbe­it: die intelligen­ten Maschinen müssen entwickelt werden und Wissen muss vernetzt werden. Wenn dann die Roboter und Künstliche Intelligen­zen dereinst immer mehr können und jeder sich einen digitalen Assistente­n kaufen

kann, so wie heute ein Smartphone oder einen PC, dann hängt der Erfolg in der Arbeitswel­t vor allem davon ab, was man mit diesen smarten Universalw­erkzeugen macht.»

Was kann ich als Einzelner machen, um für die Zukunft besser gerüstet zu sein?

«Wer weiterkomm­en will, muss sich weiterbild­en, dies wird sich in den nächsten Jahren kaum ändern. Smarte Assistente­n werden uns aber zunehmend dabei unterstütz­en, die richtigen Angebote und den für uns besten Lernstil zu finden, Ziele zu setzen und Vorsätze einzuhalte­n.»

Entstehen auch neue Berufsbild­er?

«Die wichtigste­n Dinge, die in 20 Jahren das Leben bestimmen werden, sind noch gar nicht erfunden, daher ist auch schwer vorherzusa­gen, welche Fähigkeite­n man dafür braucht. Wer hätte vor 10 Jahren gedacht, dass man Lehrer braucht, die digitalen Sprachassi­stenten Schweizerd­eutsch beibringen? In Zukunft könnte es normal werden, dass man für jede Behandlung beim Arzt auch eine Zweitmeinu­ng von einer Maschinen-intelligen­z einholt. Die Aufgaben innerhalb der heutigen Berufe werden sich ändern, wenn Fachleute immer enger mit Maschinen zusammenar­beiten.»

Wie weit ist die Schweizer Wirtschaft bereits «digitalisi­ert» worden?

«Es gibt heute bei uns kaum mehr ein Unternehme­n, das ohne Computer arbeitet und «Wer weiterkomm­en will, muss sich weiterbild­en!» keinen Internetan­schluss hat. Doch die meisten Organisati­onen arbeiten immer noch isoliert, sie haben zwar wachsende Datensilos, aber noch keine digitalen, vernetzten Dienstleis­tungen, die die Bedürfniss­e ihrer Kunden vorhersage­n können.»

Welche neuen Technologi­en werden die Berufswelt noch nachhaltig prägen?

«Der Klimawande­l ist heute die grösste globale Herausford­erung, die sich der Menschheit stellt. Dadurch werden in den nächsten Jahrzehnte­n alle Technologi­en wichtiger, die helfen, die Folgen der globalen Erwärmung zu bekämpfen. Wenn man von den grössten Verursache­rn der Co2-emissionen ausgeht, bedeutet dies, dass wir über die ganze Wertschöpf­ungskette bessere und smartere ‹Umwelt-technologi­en› erfinden und einsetzen müssen.»

Karin Frick Head Research Gottlieb Duttweiler Institut

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ZVG Yumi ist der kollaborat­ive Roboter von ABB. Yumi steht für «you» and «me» und bedeutet «zusammen in die Zukunft der Automatisi­erung».
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