«Bei Schweizer Sehenswürdigkeiten wird es Besucherlimiten geben»
ZÜRICH. Schweiz-tourismuschef Martin Nydegger hat die Aufgabe, Schweizern Ferien im eigenen Land schmackhaft zu machen. Im Livechat hat er auch Leserfragen beantwortet.
20 Minuten: Bundesrat Ueli Maurer hat zu Ferien in der Schweiz aufgerufen. Wie sehr helfen solche Appelle den Anbietern?
Das hilft sehr und freut uns. Zudem kam der Aufruf nicht von Maurer allein. Fast alle Bundesräte haben sich zu Ferien in der Schweiz bekannt. Weil die Landesregierung im Zuge der Corona-krise neue Autorität erlangt hat, haben die Tourismusappelle Gewicht.
20 Minuten: Haben Sie auch versucht, die Bundesräte in die neue Werbekampagne zu integrieren?
So etwas ist geplant. Wir haben mit Bundesrat Parmelin etwa einen Tourismusminister, der den Leuten die Genferseeregion näherbringen kann. Viel Überzeugungsarbeit mussten wir nicht leisten: Alle Bundesräte sind Schweiz-fans. Leserin Kordula: Warum gibt man jetzt zusätzlich 40 Millionen Franken für Tourismuswerbung aus, statt mit dem Geld Hotels und
Bahntickets zu vergünstigen? Kein Produkt verkauft sich von alleine. Das gilt auch für die touristische Schweiz. Die 40 Millionen des Bundes für Hotelvergünstigungen einzusetzen, würde nicht viel bringen. Bei den 40 Millionen Logiernächten vom Jahr 2019 würde eine Nacht nur einen Franken günstiger. Wir können mit dem Geld mit Marketing viel mehr bewegen. Thomas: Gewisse Sehenswürdigkeiten vertragen nicht unendlich viele
Leute. Wird es Beschränkungen geben diesen Sommer?
Ich erwarte, dass es Besucherlimiten für Sehenswürdigkeiten geben wird – wegen den Schutzkonzepten. So wird es etwa auf Schiffen weniger Kapazitäten geben. Wenn der Schweizer Tourismus am 8. Juni öffnet, werden wir nicht 100 Prozent der Kapazitäten haben. Wir müssen uns aufs Reservieren einstellen.
Remo: Wird die Coronakrise die Art, wie und wohin wir reisen, für immer verändern?
Das beschäftigt mich. Die Frage ist: Suchen wir rasch wieder den Zustand vom Februar 2020 oder lernen wir etwas aus der Krise? Meine Hoffnung ist, dass wir vom Billigkonsum wegkommen. Bei Ferien würde das heissen: Es wäre besser, sich länger darauf vorzubereiten und länger am Ort zu bleiben, statt Kurztrips mit dem Flugzeug zu machen.
«Meine Hoffnung ist, dass wir vom Billigkonsum wegkommen.»