Homeoffice: Firmen überwachen Personal
ZÜRICH. Shoppen oder grillieren statt von zu Hause aus arbeiten: Nun jagen erste Unternehmen Homeoffice-blaumacher mittels Privatdetektiven.
Erich Wunderli führt seit 35 Jahren eine Privatdetektei mit eigener Schule in Dübendorf ZH. Seit Mitte April werden seine Mitarbeiter vermehrt auch auf potenzielle Homeoffice-betrüger angesetzt. «Bisher haben wir elf solcher Aufträge erhalten, neun sind bereits abgeschlossen», sagt Wunderli. Unter anderem nahmen Beratungsfirmen, ein Pharmakonzern und ein Architekturbüro die Corona-schnüffeldienste in Anspruch. In drei der neun abgeschlossenen Fälle bestätigte sich der Verdacht der Firma. Eine Überführte war von morgens bis abends auf Shoppingtour, eine andere vertrieb sich die Arbeitszeit in Nachbars Garten beim Jassen und Grillieren. «Nur den Firmen-laptop hat sie nie zur Hand genommen», erzählt Wunderli. Teilweise seien die Verdächtigen ihren Vorgesetzten schon vor der Corona-krise negativ aufgefallen, auch zu Streit sei es gekommen.
Auch die Basilisk-detektei mit Sitz in
Reinach BL macht Homeoffice-überwachung und ertappte einen Mitarbeiter einer Buchhaltungsfirma beim Einkaufen während der Arbeitszeit. «Ein Angestellter hatte zuvor das Fehlverhalten seines Kollegen beobachtet und dem Chef gemeldet», sagt Geschäftsführer Max Steiner.
Pro Tag kostet die Homeoffice-überwachung bei den beiden Detekteien um die 1000 Franken. Unternehmen geben
demnach schnell einmal 3000 Franken und mehr aus. Beschattungen sind übrigens nur an Orten erlaubt, die von der Strasse aus frei einsehbar sind, wie Balkone und Gärten. Von draussen ins Wohnzimmer zu blicken oder sogar zu filmen, ist verboten. «Solange sich eine Person in der Wohnung aufhält, können wir nicht feststellen, ob sie Homeoffice macht oder nicht», stellt Wunderli klar.