«Floyd hätte auch ich sein können»
HOUSTON. Auch Thabo Sefolosha wurde einst von Polizisten attackiert. Was nun in den USA passiert, weckt böse Erinnerungen.
Der gewaltsame Tod des Afroamerikaners George Floyd in Minneapolis weckt bei Thabo Sefolosha (36) böse Erinnerungen: «Ich war entsetzt, als ich das Video gesehen habe. Das hätte ich sein können.» Der Schweizer NBA-STAR erlebte Polizeibrutalität in den USA einst am eigenen Leib, als er 2015 vor einem Nachtclub in New York zu Unrecht verhaftet wurde und dabei einen Beinbruch erlitt. Noch heute leide er an Angstzuständen. Dass sich die Situation in den USA rasch beruhigt, ist nicht zu erwarten: Donald Trump droht mit dem Einsatz der Armee, um der Proteste Herr zu werden.
Alles kommt wieder hoch. Die Polizei. Die Gewalt. Die Verhaftung. Die Schmerzen. Thabo Sefolosha ist wütend. Der Schweizer Basketballer, der in der NBA bei den Houston Rockets spielt, kann nicht fassen, was in den USA passiert ist. Auch der 36-Jährige hat das Video der Polizeibrutalität, die George Floyd das Leben kostete, gesehen. «Ich war entsetzt. Das hätte ich sein können», sagt er gegenüber AP.
Der Romand hatte selbst ein Erlebnis, das bis heute nachhallt. Weisse Polizisten verhafteten ihn im April 2015 vor einem New Yorker Club, in dem es eine Messerstecherei gegeben hatte, und brachen ihm ein Bein. Das habe ihn stark verändert. «Ich musste meine Unschuld vor Gericht beweisen. Es zog mich richtig tief ins System – und ich bin sehr skeptisch, was dieses System betrifft.» Sefolosha wurde freigesprochen, bekam vier Millionen Dollar Schadenersatz. Die Verhaftung hat bei ihm aber ein tiefes Misstrauen gegenüber Gesetzeshütern hinterlassen. Noch immer bekommt er Angstzustände, wenn er in eine Arena einläuft und dabei Uniformierte sieht.
Der Fall Floyd habe ihn nun in seinem Misstrauen bestätigt. «Natürlich bin ich wütend. Es ist 2020. Niemand sollte das heutzutage durchmachen müssen.
Speziell, nachdem Afroamerikaner so viel für Amerika aufgegeben haben. Es tut so weh, das zu sehen.» Sefolosha sagt: «Es ist Zeit für eine Veränderung. Das muss für uns Priorität haben.»