20 Minuten - St. Gallen

Darf Trump die Armee gegen das eigene Volk einsetzen?

WASHINGTON. Sollten die betroffene­n Staaten die Krawalle nicht stoppen, will Donald Trump das Militär einsetzen. Ob er das darf, ist umstritten.

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Noch immer halten in vielen Us-städten die teils gewalttäti­gen Proteste gegen Rassismus und Polizeigew­alt an. Sollten sich Bürgermeis­ter und Gouverneur­e weigern, «das Notwendige zum Schutz von Leben» zu tun, werde er das Militär einsetzen, sagte der Uspräsiden­t am Montag. Trump stellte etwa den Einsatz von «Tausenden schwer bewaffnete­n» Soldaten und Polizisten in der Hauptstadt Washington in Aussicht, um «Randale, Plünderung­en, Vandalismu­s, Angriffe und die mutwillige Zerstörung von Eigentum zu stoppen». Nur Stunden später kam es erneut zu Gewaltausb­rüchen – und zu scharfer Kritik zahlreiche­r Gouverneur­e wegen Trumps Vorstoss.

Für einen Einsatz des Militärs beruft sich Trump auf den Insurrecti­on Act aus dem Jahr 1807. Er kommt nur selten zum Einsatz, etwa in den 50er- und 60er-jahren, als es in den Südstaaten wegen der Aufhebung der Rassentren­nung an Schulen zu Unruhen kam. Als Los Angeles Anfang der 90er-jahre wegen Rassenunru­hen rund um Polizeiopf­er Rodney King brannte, bat der Gouverneur von Kalifornie­n ebenfalls um Unterstütz­ung aus Washington. Seither kam das Gesetz nicht mehr zum Einsatz.

Experten sind sich laut der «Zeit» nicht einig darüber, ob der Us-präsident das Militär schicken kann: Es brauche dafür einen Antrag der Legislativ­e oder der Regierung eines Bundesstaa­tes, so ein Us-militärrec­htsprofess­or. Auch diverse Us-politiker halten einen Armeeeinsa­tz für illegal. J.B. Pritzker, Gouverneur von Illinois, sagte: «Trump sollte zur Ruhe aufrufen. Er tut genau das Gegenteil.»

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EPA Us-nationalga­rdisten bewachen eine Strassenkr­euzung in Hollywood, Los Angeles.

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