Der Kanton Genf ist Corona-risikogebiet
GENF. Nach den Kriterien des BAG für andere Länder müsste Genf als Risikogebiet gelten. Der Anstieg der Fallzahlen hat auch mit den Tests zu tun.
In den letzten 14 Tagen wurden in Genf 103 Infektionen pro 100 000 Einwohner registriert. Nach den Bagkriterien ist der Kanton somit ein Risikogebiet. Experten beurteilen den Anstieg der Fallzahlen als beunruhigend, er müsse aber auch im Zusammenhang mit der gesteigerten Testaktivität gesehen werden. Die Behörden erwägen jetzt weitere Massnahmen.
In den letzten 14 Tagen verzeichnete der Kanton 103 Neuinfektionen pro 100000 Einwohner. Diese sogenannte Inzidenz zieht das Bundesamt für Gesundheit (BAG) auch für die Definition der Länder auf der Quarantäneliste herbei: Liegt der Wert in einem Land über 60, gilt das Land als Risikogebiet und Rückkehrer müssen sich für zehn Tage in Quarantäne begeben. Belgien hat Reisen in die Genferseeregion, also in die Kantone Waadt, Wallis und Genf bereits verboten.
Nicola Low, Epidemiologin
Sommerlicher Treffpunkt in Genf: Die Bains des Pâquis.
an der Universität Bern, erklärt: «Genf ist derzeit ein Hotspot. Wäre Genf ein Land, müsste das BAG es auf die Quarantäneliste nehmen.» Der starke Anstieg der Fallzahlen in Genf in den letzten Tagen sei beunruhigend. Die
Gründe für den Anstieg sieht Low vor allem in der Lage und in der Urbanität des Kantons Genf: «Er liegt an der Grenze zu Frankreich, ist insbesondere in der Stadt dicht besiedelt und verfügt über einen Flughafen.» Laut Antoine Flahault,
Leiter des Instituts für Global Health an der Universität Genf, müssen die Zahlen aber auch im Zusammenhang mit der gesteigerten Testaktivität gesehen werden: «Wenn die Anzahl Tests verdreifacht wird, was seit Ende Mai der Fall war, werden natürlich auch mehr Fälle und im Idealfall Ansteckungshotspots entdeckt.»
Der Kanton Genf schloss vor einigen Tagen unter anderem die Nachtclubs wieder und weitete die Maskenpflicht aus. Angesichts der weiterhin steigenden Zahlen erwägen die Behörden laut Kantonsärztin Aglaé Tardin jetzt weitere Massnahmen: «Sie zielen darauf ab, die Anzahl ungeschützter oder schlecht geschützter Kontakte zu vermindern.» Auch das Contacttracing werde weiter ausgebaut.