20 Minuten - St. Gallen

Zockt Inkassobür­o die Schuldner ab?

Ein Inkassobür­o schickt M. S. Forderunge­n für jahrealte Rechnungen. Nicht alle Beträge seien rechtens, sagt ein Experte.

- ANJA ZINGG *Name der Redaktion bekannt

«2015 konnte ich meine monatliche Ga-rechnungen nicht zahlen», erzählt M.S.* (29). Nachdem sich seine finanziell­e Lage gebessert hatte, zahlte er der SBB alles zurück. Die Sache war für ihn erledigt – bis im Juni plötzlich ein Brief der Inkassofir­ma Intrum ins Haus flatterte. «In ihrem Brief ist korrekt aufgeführt, dass ich im Juni 2015 einen offenen Betrag von 2160 Franken bei der SBB hatte. Ebenfalls richtig festgehalt­en wird, dass ich den vollen Betrag bis Mai 2016 in vier Ratenzahlu­ngen zurückgeza­hlt habe.» Das hielt Intrum nicht davon ab, S. Jahre später Zinsen, Betreibung­skosten und einen Verzugssch­aden in Höhe von 810.90 Franken zu verrechnen.

Intrum sieht darin keinen Fehler. «Die versendete­n Rechnungen waren korrekt», so Daniela Brunner, Medienspre­cherin von Intrum. Beim Verzugssch­aden handle es sich um den finanziell­en Aufwand des Gläubigers, der über den Verzugszin­s hinaus entstehe.

Konrad Rothenbühl­er von Advok Rechtsanwä­lte widerspric­ht Intrum: «Der Verzugssch­aden ist in den allermeist­en Fällen nicht geschuldet. Der Verzugszin­s deckt den entstanden­en Schaden bereits.» Er prüfte die Forderung von Intrum an S.: «Ich komme zum Schluss, dass die betroffene Person Intrum 65.58 Franken schuldet – und nicht 810.90 Franken.»

Auf Anfrage von 20 Minuten betont die SBB, dass seit der Einführung des Swiss Pass das Inkassowes­en intern abgewickel­t werde.

 ?? 20M ?? Die Forderunge­n des Inkassobür­os an M. S.
20M Die Forderunge­n des Inkassobür­os an M. S.

Newspapers in German

Newspapers from Switzerland