20 Minuten - St. Gallen

«Das BAG muss spezifisch­er mit den Jungen kommunizie­ren»

- RES

Herr Brunner, die Corona-massnahmen gelten für uns alle. Warum haben aber viele junge Menschen Mühe damit?

Für einen 18-Jährigen kann sich ein Sommer ohne Open Airs und Partys schon so anfühlen, als würde er seiner Jugend beraubt. Junge Menschen suchen die Gemeinscha­ft – das gehört zur Jugend. Sie wollen die Welt entdecken. Doch die Corona-massnahmen verhindern dies nun.

Wieso aber sollen die Einschränk­ungen die Jungen härter treffen als Erwachsene?

Junge Menschen konstruier­en ihr Selbstbild über die Interaktio­n mit anderen. Konkret: Sie machen sich für den Ausgang oder die Schule hübsch. Dieses «sehen und gesehen werden» ist Teil ihres Selbstwert­s. Die Massnahmen erschweren diesen Teil.

Erklärt das die Wut, von der die Jungen oft reden?

Ja, unter anderem. Denn all das, was für sie bis anhin normal und auch wichtig für die Entwicklun­g war, wie eine stürmische Umarmung zur

Begrüssung, Handshakes oder das Teilen einer Flasche Bier, wird durch die Massnahmen nun als etwas Gefährlich­es eingestuft.

Was würde ihnen helfen?

Sie müssen den Sinn der Beschränku­ngen verstehen. Die Aussage «Befolgt die Massnahmen, damit ihr andere schützt» reicht da nicht.

Sondern?

Man muss einen Bezug zu ihnen selbst herstellen. Also: Befolgt die Massnahmen, damit das Gesundheit­ssystem nicht überlastet wird und auch ihr bei Bedarf medizinisc­h versorgt werden würdet.

Sollte das BAG die Massnahmen besser erklären?

Es sollte spezifisch­er mit der jungen Zielgruppe kommunizie­ren, ja. Die Piktogramm­e und Pressekonf­erenzen sind gut, aber die Jugendlich­en werden damit zu wenig erreicht.

Thomas Brunner ist

Leiter Beratung bei

Pro Juventute.

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PRO JUVENTUTE

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