Run auf Pflegeberufe in der Corona-pandemie
ZÜRICH. Obwohl das Pflegepersonal von belastenden Arbeitsbedingungen berichtet, lassen sich viele davon nicht abschrecken.
Unzählige Überstunden, schlechte Bezahlung, extremer Stress und Personal, das trotz positivem Corona-test arbeiten muss: Das sind nur einige der Missstände, über die das Gesundheitspersonal seit Beginn der Krise klagt. In verschiedenen Schweizer Städten hat das Gesundheitspersonal im Oktober demonstriert. Trotz der Kritik an den Arbeitsbedingungen hat das Interesse an Pflegeberufen stark zugenommen. «Wir führen unsere Informationsveranstaltungen zur Ausbildung zur Pflegefachfrau HF seit Beginn der Krise online durch. Das Interesse hat enorm zugenommen, wir hatten bis zu 180 Teilnehmer pro Veranstaltung», sagt etwa Ruth Aeberhard, Bereichsleiterin Höhere Fachschulen und Mitglied der Geschäftsleitung des Careumbildungszentrums für Gesundheitsberufe in Zürich. Natalie Rahm, Leiterin Marketing und Kommunikation beim Branchenverband Organisation der Arbeitswelt (ODA) Gesundheit Zürich, bestätigt: «Bei den Pflegeberufen ist ein grosses Interesse zu verzeichnen.»
Für Yvonne Ribi, Geschäftsführerin des Schweizerischen
Berufsverbands der Pflegefachkräfte, sind das gute Nachrichten: «Wir sind unglaublich froh um jeden, der sich für einen Beruf in der Pflege interessiert und eine Ausbildung macht.» Die Pandemie zeige, dass es letztlich auch die Pflegenden seien, die wüssten, wie man mit solchen Infektionskrankheiten umzugehen habe, wie man sich schütze und den Gepflegten trotz schwieriger Umstände die bestmögliche Behandlung zukommen lasse. Das grosse Aber: «Die Arbeits- und Rahmenbedingungen haben dazu geführt, dass fast die Hälfte der ausgebildeten Pflegefachkräfte den Beruf früher oder später verlassen. Es ist deshalb unabdingbar, dass die Arbeitsbedingungen verbessert werden. Es muss möglich sein, dass Pflegende ein ganzes Arbeitsleben lang engagiert, motiviert und gesund bleiben. Da braucht es Investitionen, da ist die Politik gefordert. Andernfalls verschärft sich der aktuelle Pflegenotstand», mahnt Ribi.
Das Video zur Geschichte sehen Sie zuerst auf unserem neuen News-format 20 Minuten NOW!, das die wichtigsten News schnell und kompakt präsentiert.