Das Ausrufen des Notstands tschudert sie heute noch
Sie haben vor rund einem Jahr wegen Corona den Notstand ausgerufen. Wie haben Sie diesen Moment in Erinnerung?
Ich erinnere mich an den Samstag zwei Tage davor. Die Leute in der Stadt bewegten sich normal, und ich merkte, dass jetzt ein Ruck durchs Land gehen musste. Es war ein ausserordentlicher Moment, und es tschudert mich jetzt noch, wenn ich daran denke.
Emanuel: Wie sehr haben Sie heute noch vor Corona Angst?
Wir alle können daran erkranken und möglicherweise auch daran sterben. Angst habe ich nicht, das Virus macht mir aber Sorgen. Viele Menschen haben genug von Corona, verhalten sich aber verantwortungsvoll. Wichtig ist, dass wir die nächsten Wochen durchhalten.
Wie lange kann die Schweiz noch durchhalten?
Das Virus ist immer noch eine Bedrohung. Menschen haben Angehörige verloren oder ihre Stelle. Wir wollen alle zurück zur Normalität. Aber die Bevölkerung ist realistisch, sie sieht, dass es vorwärtsgeht mit Testen und Impfen.
Levin: Vor allem die Jugendlichen sind frustriert – wird das im Bundesrat berücksichtigt?
Ja. Wir diskutieren jede Woche, was unsere Entscheidungen für die jungen Menschen bedeuten. Ich verstehe die Ungeduld der Jungen wirklich gut, aber wir müssen noch durchhalten. Es bringt nichts, wenn wir Fantasievorstellungen entwickeln. Wir müssen den Tatsachen ins Auge schauen. Mike: Viele verdienen wegen Corona weniger Geld – ein schönes Zeichen wäre, wenn der Bundesrat auf einen Teil des Lohnes verzichten würde …
Die Löhne des Bundesrats sind gesetzlich geregelt. Sollte das Parlament einen Lohnverzicht beschliessen, würde ich das als Sppolitikerin verstehen.
Die Bundesrätin nahm sich fast eine Stunde lang Zeit.