«Auch wir haben den Kampf gegen den Wolf verloren»
KLOSTERS. Die Angst vor dem Wolf ist gross. Aus diesem Grund wurden fast 700 Schafe vorzeitig von der Alp geholt.
Es beschäftigt Landwirt Willi Däscher noch immer. Am 16. Juni hat ein Wolf in der Region Klosters Fraschmarden 16 Schafe gerissen, zehn starben gleich nach dem Angriff, sechs mussten von den Schmerzen erlöst werden. Zwei gehörten Däscher. Er leidet bis heute: «Es ist emotional sehr schwierig. Nach dem Angriff hielten wir jede Nacht Wache auf der Alp bei den Schafen.» Mit wir meint der 62-Jährige sich und seine Kollegen. Jeweils zu zweit seien sie bei ihren Tieren gewesen. Däscher: «Das war auch richtig so. In einer Nacht habe ich zweimal einen Wolf gesehen.»
Auch bei den fast 700 Schafen auf der Alp habe die Begegnung mit dem Wolf Spuren hinterlassen. Besonders bei seinen eigenen 35 Schafen sei ihm aufgefallen, dass sie sich seither viel schreckhafter verhalten. «Die Tiere reagieren auf jedes kleinste Geräusch», so Däscher.
Nun haben die Landwirte reagiert. Oder wie es Däscher formuliert: «Jetzt haben auch wir den Kampf gegen den Wolf verloren.» Alle Schafe wurden am
Freitag von der Alp abgezogen. Die Angst durch die Wolfspräsenz wurde zu gross. Der 62-Jährige spricht auch von einer Ungewissheit, die ständig präsent war. Er sagt: «Du weisst nie, wann es wieder losgeht. Der Wolf hätte jederzeit zu den Schafen zurückkehren und sie erneut attackieren können.»
Er hat seine 35 Tiere nun wieder bei seinem Grundstück in Klosters. Auch wenn der Puls wieder tiefer sei, eine hundertprozentige Sicherheit gebe es für die Schafe nirgends mehr.
Um die Schafe in Zukunft auf der Alp besser schützen zu können, ziehen die Landwirte laut Däscher in Erwägung, Zäune aufzuziehen.