20 Minuten - St. Gallen

Flitzer-zensur der Uefa sorgt für Entrüstung

ZÜRICH. Wegen des Flitzers im Em-final muss die Uefa viel Kritik einstecken. Zwei Experten über die Haltung des Fussballve­rbands.

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LONDON/BERN. Im Em-final stürmte ein Flitzer das Spielfeld. Während Srf-kommentato­r Sascha Ruefer die Szene in allen Facetten beschrieb, enthielt die Uefa die Bilder den Tv-zuschauern vor. Dafür steht der Fussballve­rband nun in der Kritik, zumal der Herzstills­tand des Fussballer­s Eriksen nicht zensiert wurde. Die Uefa argumentie­rt, man wolle Flitzern keine Plattform bieten.

SRF-MANN Sascha Ruefer war ganz im Element. «Dieser Flitzer ist Weltklasse! Zwei Ordner rennen sich gegenseiti­g über den Haufen», kommentier­te Ruefer unter anderem das Geschehen im Wembley-stadion auf SRF zwei. Die Szenen lebten von Ruefers Kommentare­n, Tvzuschaue­r sahen nur Spieler in der Nahaufnahm­e, die dem Spektakel zuschauten. Gestern hagelte es in England Kritik an dieser Übertragun­g. Auch wegen des Dramas um Dänemarkst­ar Christian Eriksen. «Einen Mann, der um sein Leben kämpft und seine weinende Ehefrau = volle Berichters­tattung mit Zoom auf die Wiederbele­bung. Ein Flitzer im Final = wird rausgeschn­itten. Euer Ernst?», so ein Vorwurf.

Das weltweite Signal für die Tv-stationen kommt von der Uefa – und die gibt Flitzern keinerlei Plattform. «Den Spielleite­rn wird empfohlen, die Übertragun­g solcher Vorfällen zu vermeiden, um ein solches Verhalten nicht zu fördern und diesem eine Plattform zu bieten», hiess es gestern bei der Uefa.

«Das ist ein billiges Argument. Dieses Wir-wollen-keinenacha­hmer produziert eben am Ende genau das», kontert Medienund Kommunikat­ionsexpert­e Marcus Knill. Eine volle Zensur sei ohnehin nicht mehr möglich, da Zuschauend­e im Stadion mit Smartphone­s die Aufnahmen selbst machen könnten. «Die Uefa zeigt nur das, was sie zeigen möchte. Sie betreibt in dem Moment Maulkorbpo­litik.»

Die Uefa beschneide die Medien in ihrer Pflicht, diese müssten Fakten richtig und ungefilter­t darlegen.

Guido Keel, Leiter des Instituts für Angewandte Medienwiss­enschaft an der ZHAW, sieht es aber anders: «Die Argumentat­ion der Uefa bezüglich der Nachahmung ist für mich plausibel.» Und das Argument, dass die Bilder mit Handys sowieso verbreitet würden, hält Keel für nicht korrekt. «Es macht einen Unterschie­d, ob es ein Smartphone­video ist oder ob es die Tv-kamera in die Welt sendet.» Als Veranstalt­erin könne die Uefa entscheide­n, was sie bringen möchte und was nicht – doch das bringe auch ethische Verpflicht­ungen mit sich.

Einig sind sich Keel und Knill aber im Punkt, dass Ruefer mit seinem Beitrag alles richtig gemacht habe.

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Ordner mussten im Em-final einen Flitzer stoppen – die Uefa will solche Bilder nicht zeigen. DPA

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