20 Minuten - St. Gallen

Wer sagt ihr, dass sie blutige Hosen hat?

ZÜRICH. Ansprechen oder weiterlauf­en: 20 Minuten hat die Hilfsberei­tschaft von Passanten getestet.

- JACQUELINE STRAUB/FABIENNE NAEF/ TAREK EL SAYED

Was passiert, wenn man mit blutbeflec­kter heller Hose einkauft? Wird man von den Passanten darauf hingewiese­n oder schauen diese nur weg, weil sie das Thema Menstruati­on peinlich berührt? Eine Frau machte für 20 Minuten den Test. Das soziale Experiment zeigt: Nicht alle bleiben untätig.

Eine Passantin erklärt: «Meiner Freundin ist genau das vor Jahren passiert. Sie hätte sich gewünscht, ihr hätte jemand geholfen.»

Was machst du, wenn du auf der Strasse eine junge Frau siehst, die eine blutgeträn­kte Hose trägt, weil sie ihre Tage hat? So tun, als hättest du nichts gesehen, und weiterlauf­en? Oder hingehen und die junge Frau auf das Mensmalheu­r aufmerksam machen?

20 Minuten hat das soziale Experiment ausprobier­t. Eine junge Schauspiel­erin ist in eine weisse Hose geschlüpft, die zwischen den Beinen mit künstliche­m Blut eingefärbt worden war. Während rund einer halben Stunde stand sie an einer Tramhaltes­telle an der Zürcher Bahnhofstr­asse und starrte auf ihr Handy.

Während Dutzende Passanten starrend, aber schweigend an der jungen Frau tatenlos vorbeilief­en, sprach sie eine englischsp­rachige Frau an: «Ich denke, Sie haben da ein Problem mit Ihrer Hose. Wickeln Sie doch den Pulli drum herum», sagte sie. Auch eine ältere Dame half: «Ich will nicht unhöflich sein, aber ich glaube, sie haben ihre Periode bekommen.» Dann hielt ein junger Mann aus der Türkei an, der erst seit fünf Monaten in der Schweiz lebt: «Entschuldi­gen Sie vielmals, mein Deutsch ist nicht so gut. Aber darf ich Ihnen etwas sagen. Sie sind ein Mädchen. Sie haben Ihre Tage.»

Als wir das Experiment auflösten und die hilfsberei­ten Passanten damit konfrontie­rten, begründete eine Frau ihr Eingreifen wie folgt: «Meiner Freundin ist genau das vor Jahren passiert. Sie hat es noch immer nicht verarbeite­t. Sie hätte sich gewünscht, ihr hätte damals jemand geholfen.»

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20 Minuten wollte wissen, ob Passantinn­en und Passanten die Frau auf ihre Hose aufmerksam machen würden. 20MIN/TAREK EL SAYED
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Die junge Frau mit der blutigen Hose. 20MIN/TAREK EL SAYED Sehen Sie die Reaktionen der Passanten auf 20minuten.ch

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