«Abscheulich» – Hetze gegen Englands Penaltyschützen
LONDON. Sancho, Rashford und Saka haben im Emfinal ihre Penaltys verschossen. Und wurden danach massiv beleidigt.
«Ich bin angewidert – ein abscheuliches Verhalten. Es muss jetzt aufhören, und alle Beteiligten sollten zur Rechenschaft gezogen werden.» Selten zuvor gab es Statements von Prinz William in diesem Ton. Grund: Nach der Finalpleite wurden die drei erfolglosen englischen Penaltyschützen Jadon Sancho, Bukayo Saka und Marcus Rashford in den sozialen Medien massiv rassistisch beleidigt. Der frühere Englandstürmer Alan Shearer fand bei der BBC deutliche Worte. «Was stimmt mit solchen Leuten nicht? Das ist absolut zum Kotzen.» Er bewundere jeden, der den Mut gehabt habe, für England einen Elfmeter zu schiessen.
Ein weiterer Ex-profi, Gary Neville, macht Premierminister Boris Johnson persönlich für die Beleidigungen verantwortlich. Johnson hatte in der Vergangenheit Verständnis gezeigt für Äusserungen des Unmuts über das Knien der Spieler gegen Rassismus und die «Black Lives Matter»-bewegung. «Der Premierminister hat gesagt, es sei in Ordnung für die Bevölkerung des Landes, Spieler auszubuhen, die versuchen, Gleichberechtigung zu fördern, und Rassismus zu verteidigen – es fängt ganz oben an.»
Doch auch Boris Johnson verurteilte gestern die Hetze gegen die Spieler: «Dieses England-team verdient es, als Helden verehrt und nicht rassistisch beschimpft zu werden. Die Verantwortlichen sollten sich schämen.» In Manchester wurde zudem ein Wandgemälde von Marcus Rashford beschädigt. Der Manutd-star hatte sich wiederholt für sozial schwache Kinder eingesetzt – er wurde dafür von der Queen zum «Member of the Order of the British Empire» ernannt, und das mit 22 Jahren. Immerhin: Das beschädigte Gemälde wurde im Laufe des gestrigen Tages von vielen Fans mit Herzen und Dankesbriefen an Marcus Rashford überklebt.