20 Minuten - St. Gallen

Kriminelle zocken Senioren mit Bitcoin-deals ab

ZÜRICH. Auf Facebook werben Betrüger Jobsuchend­e an. Ganz offen geben sie zu, Senioren um ihr Erspartes bringen zu wollen.

- DANIEL KRÄHENBÜHL

Yahya Altin (38) ist Taxifahrer in Zürich. Aufgrund der Auswirkung­en der Corona-pandemie sucht er momentan nach zusätzlich­en Einnahmemö­glichkeite­n. «Als ich auf Facebook eine Annonce für einen Job als Kurierfahr­er sah, habe ich mich beworben», so Altin. Kurze Zeit später habe er per Whatsapp folgende Nachricht erhalten: «Unsere Vorgehensw­eise ist, dass wir ältere Menschen dazu bringen, ihr Geld bei uns als Anlagen in Bitcoin oder Aktien zu investiere­n.» Die Arbeit von Altin sei es, das Geld oder Gold beim Kunden oder der Kundin abzuholen – mehr nicht, so der unbekannte Arbeitgebe­r. Das Angebot schlägt Altin aus. «Ich bevorzuge es, mein Geld ehrlich zu verdienen», antwortet der Taxifahrer.

Wie Altin zu 20 Minuten sagte, machte er am nächsten Tag die Polizei auf die Betrugsmas­che aufmerksam. «Man sagte mir jedoch, dass die Wahrschein­lichkeit, den Betrügern nur mit einer Telefonnum­mer auf die Spur zu kommen, relativ klein sei.» Nun wolle er die Öffentlich­keit darüber informiere­n, um weitere Opfer möglichst zu vermeiden.

Wie Carmen Surber, Sprecherin der Kantonspol­izei Zürich, sagt, dürfte es sich hierbei um Callcenter-betrüger und -Betrügerin­nen auf der Suche nach Abholern und Abholerinn­en handeln. Häufig erfolgten die Telefonanr­ufe unter einer technisch manipulier­ten Rufnummer. Die Täter versuchten, gutgläubig­e Opfer möglichst über einen längeren Zeitraum in einer erfundenen Legende zu behalten, sagt Surber. «Einerseits gewinnen sie damit Zeit, bis die Tat erkannt wird, und anderersei­ts besteht die Hoffnung, mit ständig neuen Vorwänden an weiteres Deliktsgut zu gelangen.»

Zwar behauptete­n die Betrüger, dass der Abholer oder die Abholerin rechtlich nichts zu befürchten habe, das sei aber falsch: «Wer sich an solchen ‹Kuriertäti­gkeiten› beteiligt, macht sich strafbar und muss mit erhebliche­n Konsequenz­en rechnen», sagt Surber. Die Polizei nehme Hinweise auf solche «Jobangebot­e» jedoch gern entgegen.

 ??  ?? Ältere Menschen im Visier.
Ältere Menschen im Visier.

Newspapers in German

Newspapers from Switzerland