Kriminelle zocken Senioren mit Bitcoin-deals ab
ZÜRICH. Auf Facebook werben Betrüger Jobsuchende an. Ganz offen geben sie zu, Senioren um ihr Erspartes bringen zu wollen.
Yahya Altin (38) ist Taxifahrer in Zürich. Aufgrund der Auswirkungen der Corona-pandemie sucht er momentan nach zusätzlichen Einnahmemöglichkeiten. «Als ich auf Facebook eine Annonce für einen Job als Kurierfahrer sah, habe ich mich beworben», so Altin. Kurze Zeit später habe er per Whatsapp folgende Nachricht erhalten: «Unsere Vorgehensweise ist, dass wir ältere Menschen dazu bringen, ihr Geld bei uns als Anlagen in Bitcoin oder Aktien zu investieren.» Die Arbeit von Altin sei es, das Geld oder Gold beim Kunden oder der Kundin abzuholen – mehr nicht, so der unbekannte Arbeitgeber. Das Angebot schlägt Altin aus. «Ich bevorzuge es, mein Geld ehrlich zu verdienen», antwortet der Taxifahrer.
Wie Altin zu 20 Minuten sagte, machte er am nächsten Tag die Polizei auf die Betrugsmasche aufmerksam. «Man sagte mir jedoch, dass die Wahrscheinlichkeit, den Betrügern nur mit einer Telefonnummer auf die Spur zu kommen, relativ klein sei.» Nun wolle er die Öffentlichkeit darüber informieren, um weitere Opfer möglichst zu vermeiden.
Wie Carmen Surber, Sprecherin der Kantonspolizei Zürich, sagt, dürfte es sich hierbei um Callcenter-betrüger und -Betrügerinnen auf der Suche nach Abholern und Abholerinnen handeln. Häufig erfolgten die Telefonanrufe unter einer technisch manipulierten Rufnummer. Die Täter versuchten, gutgläubige Opfer möglichst über einen längeren Zeitraum in einer erfundenen Legende zu behalten, sagt Surber. «Einerseits gewinnen sie damit Zeit, bis die Tat erkannt wird, und andererseits besteht die Hoffnung, mit ständig neuen Vorwänden an weiteres Deliktsgut zu gelangen.»
Zwar behaupteten die Betrüger, dass der Abholer oder die Abholerin rechtlich nichts zu befürchten habe, das sei aber falsch: «Wer sich an solchen ‹Kuriertätigkeiten› beteiligt, macht sich strafbar und muss mit erheblichen Konsequenzen rechnen», sagt Surber. Die Polizei nehme Hinweise auf solche «Jobangebote» jedoch gern entgegen.